Fentanyl in Zürich entdeckt
Stadt warnt vor neuer Drogenbedrohung

Zürich warnt vor einer neuen Drogenbedrohung: Fentanyl wurde bereits zweimal nachgewiesen. Der Stadtrat setzt weiterhin auf das bewährte Vier-Säulen-Modell zur Bekämpfung des Drogenkonsums und bereitet sich auf mögliche Herausforderungen vor.
Publiziert: 15:14 Uhr
|
Aktualisiert: 15:16 Uhr
1/4
Fentanyl konnte in Zürich im vergangenen Jahr bereits zweimal nachgewiesen werden. (Symbolbild)
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Zürcher Stadtrat warnt vor neuen Drogen, insbesondere Fentanyl
  • Vier-Säulen-Modell bleibt Grundlage der Zürcher Drogenpolitik
  • Täglich nutzen 350 Personen die Anlaufstellen zum Drogenkonsum
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
sda-logo_g.jpeg
SDASchweizerische Depeschenagentur

Der Zürcher Stadtrat warnt 30 Jahre nach der Räumung der offenen Drogenszene vor neuen Drogen. So wurde im letzten halben Jahr Fentanyl bereits zweimal nachgewiesen. Der Stadtrat will auch diesen Drogen mit dem Vier-Säulen-Modell begegnen.

Das nachgewiesene Fentanyl sei anderen Drogen beigemischt worden, sagte Sozialvorsteher Raphaël Golta (49, SP) am Mittwoch vor den Medien. Da in anderen europäischen Ländern vermehrt Fentanyl aufgetaucht ist, will Zürich vorbereitet sein. Das Opioid wirkt 50-mal stärker als Heroin, die in den 1980er- und 1990er-Jahren dominierende Droge. In den USA ist Fentanyl gemischt mit einem Pferde-Beruhigungsmittel als «Zombie-Droge» bekannt, weil die Süchtigen bei einem Rausch weggetreten sind und ihre Körperhaltung an Zombies erinnert. 

Diese Säulen gibt es

Der Stadtrat sieht noch kein grösseres Problem mit Fentanyl in Zürich, wie das etwa in den USA der Fall ist. Zur Vorbereitung gehört das Bereitstellen von 1000 Dosen Naloxon, wie Gesundheitsvorsteher Andreas Hauri (GLP) sagte. Naloxon ist ein Notfallmedikament bei Fentanyl.

Der Stadtrat hofft auf eine Gesetzesänderung, damit nicht nur medizinisches Personal Naloxon einsetzen darf. Fachleute würden ab April intensiv im Umgang mit Fentanyl-Konsumentinnen und -Konsumenten geschult.

Prävention, Therapie, Schadensminderung und Repression bleiben auch bei den neuen Drogen die Säulen der Stadtzürcher Drogenpolitik, wie gleich vier Stadträtinnen und Stadträte vor den Medien betonten. 30 Jahre nach der Räumung der offenen Drogenszene am Letten habe sich dieses Modell bewährt, sagte Hauri.

«Wir wollen keinen zweiten Letten»

Die Erinnerungen an die offenen Drogenszenen Platzspitz und Letten prägen die Zürcher Drogenpolitik bis heute. Das zeigte sich im Sommer 2023, als aggressive Crack-Konsumenten in der Bäckeranlage, einem Park bei der Langstrasse, auftauchten. Der Vergleich mit dem «Needle Park» war schnell gezogen. «Wir wollen keinen zweiten Letten», stellte Hauri klar.

Dieses Pflästerli ist 50 Mal stärker als Heroin
0:51
Todes-Droge Fentanyl:Dieses Pflästerli ist 50 Mal stärker als Heroin

Wie Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart (Grüne) ausführte, beruhigte sich die Situation in der «Bäcki» wieder. Sie bezeichnete sie als «stabil-fragil». Ausschlaggebend sei, neben der Eröffnung einer Anlaufstelle mit Konsummöglichkeit in der Kaserne, mehr Polizeipräsenz, aber auch eine Belebung der Anlage.

«Der Nutzungsdruck ist gross», sagte Rykart, neben Alkoholikern und Drogenkonsumenten bevölkern Partyvolk und Eltern mit Kindern den Park.

Konsum in Anlaufstellen erlaubt

Ein wichtiges Element der Zürcher Drogenpolitik sieht Sozialvorsteher Golta in den Anlaufstellen. Das Modell mache international Schule. Täglich nutzten 350 Personen die Räume zum Konsumieren von Drogen. Auch kleinere Deals sind erlaubt. Crack habe dort Heroin abgelöst als meistkonsumierte Droge.

In Zürich gibt es auch Notschlafstellen oder Nachtpensionen, in denen Drogenkonsum erlaubt ist. Man müsse die Situation der Menschen akzeptieren, eine suchtfreie Gesellschaft gebe es nicht, sagte Golta.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?