Drei Stationen, sechs Minuten Fahrt. Die Strecke von Winterthur Haltenreben nach Riet bei Neftenbach kennt ein Senior (82) ganz genau. Regelmässig fährt er von seinem Spaziergang mit dem Postauto zurück. Kostenpunkt für das Ticket ohne Halbtax: 2.70 Franken.
Zumindest war es das bisher. Denn seit dem 10. Dezember hat sich das geändert – und wie. Plötzlich muss der 82-Jährige mehr als das Doppelte zahlen. 7 Franken! «Das ist ein Aufschlag von 159 Prozent. Einfach galaktisch!», sagt der Rentner empört zum «Landboten».
Distanz-Regel wurde geändert
Grund für die krasse Verteuerung: Der Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) hat seinen Fahrplan seit dem 10. Dezember angepasst. Und dabei wurden auch die Kurzstrecken neu definiert.
Früher galt eine Kurzstrecke, wenn der Fahrgast nicht mehr als 3,2 Kilometer mit dem Bus zurücklegte und maximal acht Haltestellen. Neu sind es nur noch 3 Kilometer. Dafür wurde die Haltestellen-Regel gekippt. Eine kleine Änderung also – mit grosser Auswirkung für den Senior. 200 Meter weniger kommen ihn nun teuer zu stehen. Er kann kein Kurzstreckenbillett mehr lösen, sondern braucht ein normales Ticket.
Senior löst jetzt zwei Tickets, um weniger zu zahlen
Die Anpassungen sollen es für die Kunden einfacher und nicht teurer machen. Es handelt sich um eine «ertragsneutrale strukturelle Massnahme», sagt ZVV-Sprecherin Lucia Frei zum «Landboten». Laut Stadtbus Winterthur gibt es auch Strecken, die durch die Änderung günstiger geworden sind. Viele unserer Fahrgäste profitieren von tieferen Preisen», erklärt Stadtbus-Sprecher Matthias Gerth. Allerdings gibt es auch Ausnahmen. So wie die Strecke Winterthur Halten bis Neftenbach. Die sei tatsächlich teurer.
Der Senior wird aber deswegen nicht auf seinen Spaziergang verzichten. 7 Franken zahlen möchte er aber auch nicht. 2.70 Franken, wie früher, sind zwar nicht möglich. Aber mit einem Trick zahlt er «nur» 5.60 Franken. Er bucht zuerst eine Kurzstrecke und anschliessend ein Ticket für das Lokalnetz. Der Rentner zum «Landboten»: «Aber es ist schon absurd, dass es am Schluss weniger kostet, wenn man zwei Tickets löst.» (jmh)