Mann klettert in Zürich Oerlikon auf Baukran - und wieder hinunter
1:48
Nach 12 Stunden gibt er auf:Mann klettert in Zürich Oerlikon auf Baukran - und wieder hinunter

Er wird beschuldigt, mehrere Strafbestände begangen zu haben
Staatsanwaltschaft fordert U-Haft für Kran-Kletterer

Ein Portugiese schockte Anfang Woche die Schweiz. 16 Stunden lang sass er auf einem Kran, legte Feuer und blockierte den öffentlichen Verkehr. Nun macht seine Schwester den Behörden Vorwürfe. Die Staatsanwaltschaft beantragte am Freitag U-Haft für den 34-Jährigen.
Publiziert: 20.05.2022 um 14:43 Uhr
|
Aktualisiert: 20.05.2022 um 17:10 Uhr
1/13
Ein Portugiese war am Montagabend auf einen Kran beim Bahnhof Zürich-Oerlikon geklettert.
Foto: Keystone

Am Montagabend kletterte ein Portugiese (34) auf einen Kran in Zürich-Oerlikon. 16 Stunden blieb er oben, entzündete mehrere Feuer, warf immer wieder Gegenstände in die Tiefe und verletzte dabei eine Feuerwehrfrau. Dienstagmittag gab er schliesslich auf und liess sich von Polizisten nach unten begleiten.

Die Folgen seiner Aktion: Stundenlang war einer der wichtigsten Schweizer Bahnhöfe gesperrt, der öffentliche Verkehr lahmgelegt. Der Kran ist nicht mehr benutzbar. Ein neuer muss aufgestellt werden. Der Portugiese wurde festgenommen. Die Hintergründe sind laut der Polizei noch unklar.

Jetzt meldet sich die Schwester des Krankletterers zu Wort. «Er befand sich in einem psychotischen Zustand und fühlte sich verfolgt», erklärt sie die Kletter-Aktion gegenüber «20 Minuten».

«Es ist alles so traurig»

Seit Jahren habe er mit psychischen Problemen zu kämpfen. Er konsumiere Alkohol und andere Drogen, leide unter anderem unter Psychosen und Verfolgungswahn. So offenbar auch am Montag. Oben auf dem Kran habe er einen Livestream auf Facebook geschaltet, in dem er unter anderem erwähnte, dass ihn jemand umbringen wolle.

«Unser Vater konnte ihn am Telefon überreden, vom Kran zu steigen», so die Schwester weiter. Seither habe die Familie keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt.

«Es ist alles so traurig. Er ist eigentlich ein wunderbarer Mensch und toller grosser Bruder. Er ist einfach krank», erklärt sie weiter.

Familie fühlt sich im Stich gelassen

Die Familie habe sich in der Vergangenheit bereits mehrfach an die Behörden gewandt und um Hilfe gebeten. Die Schwester habe ihn sogar Zwangseinweisen lassen wollen, doch Polizei und Kesb (Kinder- und Erwachsenenschutzbehörden) hätten ihr gesagt, das gehe nicht.

Nun fühle sich die Familie im Stich gelassen und verstehe nicht, wieso niemand früher eingegriffen habe: «Es ist wirklich traurig, dass immer zuerst etwas Schlimmes passieren muss.» Für ihren Bruder wünscht sich die Schwester: «Ich hoffe, dass die Behörden endlich reagieren und er die Therapie bekommt, die er braucht.»

Gegenüber «20 Minuten» gingen weder die Zürcher Kantonspolizei noch die Kesb auf diese Möglichkeit ein. Die Polizei habe aufgrund des Persönlichkeitsschutzes keine Angaben zum Fall gemacht, die Kinder- und Erwachsenenschutzbehörden hätten nicht auf Anfragen reagiert.

Staatsanwaltschaft fordert U-Haft für Krank-Kletterer

Wie die Direktion der Justiz und des Innern am Freitag mitteilt, beantragt die Staatsanwaltschaft U-Haft für den Portugiesen, wie «20 Minuten» berichtet. Der 34-jährige Portugiese stehe im Verdacht, sich durch die Besteigung des Krans und sein Verhalten während der Besteigung strafbar gemacht zu haben.

Ermittelt wird wegen Körperverletzung, Hausfriedensbruch, qualifizierter Sachbeschädigung, Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte sowie weiterer Delikte. Es gilt die Unschuldsvermutung. Weitere Angaben macht die Staatsanwaltschaft mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht. (vof/dzc/SDA)

Fehler gefunden? Jetzt melden