Seit bald 50 Jahren plätschert auf dem Pausenplatz des Schulhauses Sihlweid in Zürich-Leimbach ein Brunnen. Damit ist jetzt aber Schluss: «Ausgerechnet in den heissesten Wochen des Jahres hat die Primarschule den Brunnen abgestellt», ärgert sich ein Blick-Leserreporter und Vater zweier Kinder, die dort zur Schule gehen.
Der Grund für das Trockenlegen des Brunnens: Man fürchtet sich angeblich davor, dass ein Kind ertrinken könnte. Bei Eltern und Lehrpersonen stösst die Begründung auf Unverständnis.
«Das ist doch lächerlich. In 50 Jahren ist nichts passiert und plötzlich soll der Brunnen eine Gefahr darstellen», so der Leserreporter zu Blick. Zudem würden sämtliche Kinder ab der ersten Klasse jede Woche den Schwimmunterricht im Hallenbad Leimbach nebenan besuchen.
«Ein Kleinkind könnte ertrinken»
Der Hausabwart bestätigt auf Anfrage von Blick, dass der Brunnen aufgrund von Sicherheitsbedenken stillgelegt wurde: «Der Brunnen erfüllt den Sicherheitsstandard nicht.»
Er dürfte maximal eine Tiefe von 20 Zentimeter aufweisen, er sei aber in Wirklichkeit doppelt so tief. «Ein Kleinkind könnte ertrinken.»
Auch Lehrer sind über den Entscheid empört: «Man könnte ja zumindest einfach das Wasser laufen lassen – und den Stöpsel herausnehmen.» Bei weit über 30 Grad sollten sich die Kids doch abkühlen können.
Veranlasst worden sei die Stilllegung des Brunnens von der Immobilien Stadt Zürich (IMMO), die beim Hochbaudepartement angegliedert ist. Die IMMO ist unter anderem für die Bewirtschaftung der ihr anvertrauten städtischen Bauten zuständig.
Ertrinken auch bei 30 oder 40 Zentimetern möglich
Wie die IMMO auf Anfrage von Blick erklärt, werde der Brunnen jeweils während des Winterhalbjahrs abgestellt. Anfang dieser Sommersaison sei er jedoch nicht mehr angestellt worden. «Dem liegt eine Neubeurteilung aufgrund von Sicherheitsüberlegungen zugrunde», schreibt Marc Huber, Kommunikationsverantwortlicher der IMMO.
Ein Ertrinken von Kleinkindern sei auch bei einer Wassertiefe von lediglich 30 oder 40 Zentimetern möglich. Wie die IMMO weiter schreibt, empfiehlt die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) deshalb in Spielbereichen eine maximale Wassertiefe von 20 Zentimetern.
Da dies bei besagtem Brunnen auf der Schulanlage Sihlweid nicht der Fall ist, sei er vorübergehend abgestellt worden. Ob die IMMO noch weitere Brunnen in anderen Schulhäusern trockengelegt hat, ist offen.
Sicher ist aber: Auf dem Schulweg ins Sihlweid gibt es diverse öffentliche Brunnen, die tiefer sind als 40 Zentimeter. Auch die werden von den Schulkindern genutzt – ohne, dass es zu einem Unfall gekommen wäre.