Wer übernimmt nach dem Rücktritt von Ueli Maurer (71) im neuen Jahr das Finanzdepartement? Die Medien nennen derzeit alle möglichen Namen – von Innenminister Alain Berset (50, SP) über Justizministerin Karin Keller-Sutter (58, FDP) bis hin zu Viola Amherd (60, Mitte), bisher im Verteidigungsdepartement.
Fest steht bisher nur: Maurers Rücktritt macht den Weg frei für eine regelrechte Departementsrochade. Denn mehrere Bundesräte könnten versucht sein, einen Wechsel anzustreben.
Hat Berset Lust auf Neues?
SP-Politiker Berset könnte nach zehn Jahren im Innenministerium durchaus Lust auf etwas Neues haben – vorausgesetzt, er tritt nicht demnächst ebenfalls zurück. Von Keller-Sutter ist bekannt, dass die Justizdirektion nicht ihr Wunschdepartement war. Bei Amherd stellt sich die Frage, ob sie nach der erfolgreichen Kampfjet-Beschaffung das generell eher unbeliebte Verteidigungsdepartement verlassen möchte.
Für keinen Bundesrat aber könnte die Frage nach einem Departementswechsel entscheidender sein als fürIgnazio Cassis (61, FDP). Angesichts seiner mageren Leistungsbilanz und der Tatsache, dass die FDP mit zwei Bundesratssitzen klar übervertreten ist, droht dem Tessiner im nächsten Jahr die Abwahl – der Wechsel in ein anderes Departement könnte für ihn eine Art Befreiungsschlag darstellen: Einerseits wäre Cassis dann das undankbare Europa-Dossier los. Andererseits hätte die Bundesversammlung wohl grössere Hemmungen, einen Bundesrat abzuwählen, der sich gerade erst in seine neuen Dossiers eingearbeitet hat.
Amtsälteste Bundesräte dürfen zuerst wählen
Die besten Karten in diesem Departementspoker haben die amtsältesten Bundesräte: Sie dürfen zuerst wählen, welches Departement sie übernehmen möchten – sofern der Posten tatsächlich zu haben ist. Eine Rolle spielt aber auch, wer sich mit geschickten Absprachen die Unterstützung der Kollegen sichert.
Sollte Berset – der nach Maurer und Umweltministerin Simonetta Sommaruga am drittlängsten im Amt ist – zum Verlassen des Innendepartements bereit sein, wäre der Wechsel dorthin für Cassis ein logischer Schritt: Als Arzt liegt ihm die Gesundheitspolitik ohnehin näher als das Aussendepartement (EDA).
Für Berset könnte das EDA durchaus attraktiv sein. Statt sich mit der nächsten Reform der Altersvorsorge herumschlagen zu müssen, könnte er die Schweiz im Ausland repräsentieren – und sich international im Scheinwerferlicht sonnen. Dass er dies bestens zu tun versteht, hat er als Bundespräsident bewiesen.