Am Freitagmittag gab Bundesrat Ueli Maurer (71) überraschend seinen Rücktritt per Ende Jahr bekannt. Das überraschte selbst seinen Parteikollegen in der Landesregierung: Wirtschaftsminister Guy Parmelin (62) sagte, er sei zwar «ein wenig vor den anderen» informiert worden, doch auch für ihn sei Maurers Rücktritt überraschend gekommen.
Maurer habe eine unglaubliche Erfahrung in die Landesregierung eingebracht und insbesondere in der Covid-Krise ausgesprochen schnell und zielstrebig gehandelt. «Ich bedaure den Rücktritt sehr», so Parmelin.
Thomas Aeschi bedauert Rücktritt ausserordentlich
Auch SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi (43) bedauert Maurers Rücktritt ausserordentlich. Besonders geschätzt habe er dessen Bodenständigkeit und Volksverbundenheit. Maurer sei zudem an fast jedem Fraktionsanlass dabei gewesen. «Er hat immer das Gespräch mit der Bevölkerung gesucht», so Aeschi.
Und Maurer habe sich bereits als Vorsteher des Verteidigungsdepartements (VBS) für eine starke Armee eingesetzt. Gerade im Hinblick auf den Ukraine-Krieg könne man sagen, er sei ein Prophet gewesen. Auch als Finanzminister habe er immer für einen ausbalancierten Staatshaushalt gesorgt, lobt Aeschi.
Thierry Burkhart war überrascht
Überrascht hat auch FDP-Chef Thierry Burkart (47) Maurers Rücktrittsankündigung zur Kenntnis genommen. Er habe jedoch vollstes Verständnis dafür, dass sich dieser nach 14 Jahren Arbeit in der Landesregierung einem neuen Lebensabschnitt widmen wolle. Der scheidende SVP-Bundesrat habe grossen Respekt im Parlament genossen, so Burkart. Seine unprätentiöse Art habe dafür gesorgt, dass man gut mit ihm zusammenarbeiten konnte.
Einzig das Kollegialitätsprinzip, das habe Maurer da und dort ausgereizt, meint der FDP-Präsident. Angesichts der Grösse der Partei sei es für die FDP unbestritten, dass die SVP auch zukünftig zwei Sitze in der Landesregierung haben solle, so Burkart.
Schwierig, Maurer zu ersetzen
Dieser Meinung ist auch die Mitte-Partei, die via Twitter den Anspruch der SVP auf zwei Sitze anerkannte. Die Partei schrieb jedoch auch, dass sie von allen möglichen Nachfolgerinnen und Nachfolgern die Einhaltung der Regeln der Kollegialität erwarte. Ständerätin Andrea Gmür (58) twitterte Dankesworte an Maurer. Er sei während seiner Amtszeit immer «der alte Ueli» geblieben. Deshalb würde es schwierig für die SVP, ihn zu ersetzen.
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Trotz Gerüchten war auch Mitte-Fraktionschef Philipp Matthias Bregy (44) überrascht von Maurers Rücktritt. Sie hätten am Mittwochmorgen noch eine gemeinsame Sitzung gehabt. «Da hatte ich nicht das Gefühl, dass er zurücktreten wird», sagt er auf Anfrage. Danach gefragt, was er am abtretenden Bundesrat besonders geschätzt habe, antwortet Bregy: «Seine Umgänglichkeit, seinen Pragmatismus und seine guten Dossierkenntnisse.»
Alles Gute als «ganz normaler Ueli»
Trotz Lob: Der Rückblick auf Maurers Amtszeit fällt für Bregy ambivalent aus. Mit Aktionen wie dem Tragen eines Trychler-Hemds habe Maurer das Kollegialitätsprinzip verletzt. «Das warf einen Schatten auf seine andererseits durchaus ansehnliche Karriere.» Von dem zukünftigen SVP-Bundesrat oder der -Bundesrätin erwarte die Mitte Konstruktivität und Kompromissbereitschaft.
Auch die Linke äussert sich zu Maurers Rücktritt. SP-Fraktionspräsident Roger Nordmann (49) sagt auf Anfrage, dass er verstehe, dass Maurer nach 14 Jahren im Bundesrat gehe. Und: «Wir waren zwar meistens nicht einverstanden, trotzdem schätze ich sein Engagement.» GLP-Präsident Jürg Grossen (53) schrieb zu Maurers Rücktritt auf Twitter, dass mit ihm «ein bemerkenswerter Bundesrat» und «eine echte Persönlichkeit» zurücktreten werde. Er dankte ihm für seinen langjährigen Einsatz und wünschte ihm alles Gute als «ganz normaler Ueli».