«Gestern wurde ein sechs Wochen altes Baby mit RSV ins Spital eingewiesen – diese Erkrankung kann zu einem Atemstillstand führen – es wurde nicht aufgenommen, weil sie KEIN Bett haben! Die Kindsmutter: «Das Kinderspital ist überfüllt, selbst auf den Gängen liegen Kinder – wie im Krieg.» Das schreibt eine Ärztin, die in Männedorf ZH tätig ist, am Dienstag auf Twitter.
Die Frau bezieht sich dabei auf das Zürcher Kinderspital. Mit RSV ist das respiratorische Synzytial-Virus gemeint. Bei einer Ansteckung können grippeähnliche Symptome wie Fieber, Husten oder Atembeschwerden auftreten. Meistens verlaufen Ansteckungen milde, doch in ernsten Fällen müssen vor allem Kleinkinder ins Spital.
Zwei Kinder wegen RSV in Behandlung
Doch ist die Lage im Kispi derart dramatisch? Auf Twitter schreibt das Spital, aktuell würden sich zwei Kinder wegen RSV in stationärer Behandlung befinden. «Im Sommer hatten wir den letzten Peak. Die aktuelle Auslastung ist weder auf RSV-, noch auf Covid19- oder PIMS-Fälle zurückzuführen, sondern auf viele kranke/verletzte Kinder, die wir behandeln.»
PIMS steht für das pädiatrische multisystemische inflammatorische Syndrom. Es tritt nach einer Infektion mit dem Coronavirus auf, wobei das betroffene Kind hohes Fieber, häufig begleitet von Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall und Ausschlägen hat.
«Versorgung jederzeit gewährleistet»
Auf das sechs Wochen alte Baby der im Tweet zitierten Mutter könne das Kispi aus Datenschutzgründen nicht näher eingehen. Nur so viel: «Unsere Notfallstation verzeichnet seit Jahren eine wachsende Patientenzahl. An gewissen Abenden behandeln wir tatsächlich Kinder auch auf den Gängen. Nicht umsonst lassen wir ein neues Kinderspital bauen.»
Für den CEO des Spitals, Georg Schäppi, sei die Behauptung, es sehe im Kispi «wie im Krieg» aus jedoch ein «Schlag ins Gesicht meiner Mitarbeitenden», wie er gegenüber der «NZZ» sagt. Die Betten seien zwar in der Tat «sehr gut ausgelastet», doch «die Versorgung ist jederzeit gewährleistet», versichert er.
«Zu sagen, wir nähmen jedes Kind, wäre gelogen, das können wir nicht», sagt Schäppi. Es komme vor, dass die kleinen Patienten bei «kurzfristigen Spitzenauslastungen» in andere Kinderkliniken verlegt werden. Aber nur, wenn das Kind transportfähig sei. «Es muss verantwortbar sein, das Kind zu verlegen», so Schäppi. Andersherum nehme auch das Kispi Patientinnen und Patienten aus anderen Spitälern auf. (man)