«Meine Tochter besucht die erste Sek. Sie musste aufs WC, ging in eine der Kabinen und wollte abschliessen. Doch ein Mitschüler war ihr gefolgt, drückte die Tür auf und sperrte sich mit ihr zusammen in die Kabine. Dort zwang er sie zum Oralsex.» Das schildert die Mutter des Opfers gegenüber «20 Minuten». Die Tat ereignete sich kurz vor den Herbstferien 2023 und hat bis heute Folgen für die betroffene Schülerin (13).
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Das Mädchen ging nach dem Vorfall normal in den Unterricht, stand unter Schock und konnte gar nicht verarbeiten, was sich da gerade ereignet hatte. Erst durch die Nachfrage ihrer Freundinnen realisierte sie, was passiert war, ging nach Hause und erzählte ihren Eltern alles. «Sie hat extrem darunter gelitten, war verängstigt und fühlte sich nicht mehr sicher.» Die Anzeige folgte zwei Wochen später. Die Oberjugendstaatsanwaltschaft Zürich bestätigte gegenüber «20 Minuten» die Anzeige.
Der Tat sollen mehrere Chats vorausgegangen sein, in denen der 13-jährige Mitschüler dem Mädchen immer wieder Fotos von sich schickte und sie aufforderte, dasselbe zu tun. «Sie wollte das aber nicht und hat ihm das klar gesagt», so die Mutter weiter.
Schulleitung macht Situation schwieriger
Doch das ist nicht das Einzige, mit dem die Schülerin und ihre Familie zu kämpfen haben. Auch die Schulleitung sei der Geschädigten kaum entgegengekommen. Erst als der Täter in den polizeilichen Einvernahmen alles zugab, sei der Tochter geglaubt worden. «Das musste er, denn die Polizei hatte die Chats zwischen ihm und meiner Tochter, in denen er ihr Gewalt androhte, wenn sie jemandem erzählt, was passiert ist», so die Mutter. Der Täter gehe schon seit den Ferien wieder in die Schule, das Opfer befindet sich nach wie vor in psychiatrischer Behandlung.
Für ihre Tochter sei kaum Verständnis gezeigt worden, beklagt die Mutter: «Nachdem meine Tochter einige Wochen nicht zur Schule gegangen war, forderte man sie auf, wieder am Unterricht teilzunehmen. Und das in derselben Klasse, in die der Täter nach wie vor geht!» Die Mutter will vor allem anderen Betroffenen Mut zusprechen. «Auch wenn es oft schwierig ist und Opfer von sexualisierter Gewalt viel durchmachen müssen, appelliere ich an alle: Sprecht darüber und holt euch Hilfe.»
Auf Anfrage von «20 Minuten» bestätigt die Schulleitung den Vorwurf und verweist auf die Jugendanwaltschaft. «All unsere Massnahmen erfolgten in Absprache mit den Fachstellen», so das Schulpräsidium. Für den 13-Jährigen gilt die Unschuldsvermutung. (mgf)