Villa am Zürichberg in Flammen
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Feuerwehr vor Ort:Villa am Zürichberg in Flammen

Arzt steckte Villa in Brand und richtete sich selbst
So will die Stadt Zürich eine weitere Tragödie bei Zwangsräumung verhindern

Eine Zwangsräumung einer Villa am Zürichberg endete im Mai 2021 tragisch. Der Arzt, der darin seine Praxis hatte, verschanzte sich, steckte er die Villa in Brand und richtete sich selbst. Jetzt hat die Stadt reagiert, um solche Katastrophen zu verhindern.
Publiziert: 05.04.2022 um 10:21 Uhr
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Am 17. Mai kam es in Zürich-Hottingen zu einer Tragödie.
Foto: Blick-Leserreporter

Er hatte Schulden und sollte raus aus seiner Villa an der Sonnenbergstrasse in Zürich. Doch der Kardiologe (†65) weigerte sich. Am 17. Mai 2021 kam es deswegen zur Zwangsausweisung. Die Massnahme endete in einer Tragödie.

Der Arzt verschanzte sich in der Villa. Der Eingang wurde mit einem Baumstamm blockiert. Während Feuerwehr und Polizei anrückten, richtete sich der Mann selbst.

Im Vorfeld hatte er die Behörden in einem Schreiben davor gewarnt, dass es zu einer Eskalation kommen würde, und gleichzeitig um einen Monat mehr Zeit gebeten. Es half nichts. Die Villa sollte geräumt werden, und die Massnahme endete dramatisch.

Gefährlichkeit wird in fünf Stufen unterteilt

Damit so etwas nicht noch einmal passiert, hat die Stadt reagiert. Neu gibt es ein Meldeblatt mit verschiedenen Punkten, nach denen die betroffenen Personen bei solchen Einsätzen nach ihrer Gefährlichkeit eingeschätzt werden, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.

Das Dokument wurde von den Zürcher Stadtammannämtern gemeinsam mit der Stadtpolizei erstellt. Die Gefährlichkeit wird dabei in fünf Stufen unterteilt. Für jede Stufe gibt es ein bestimmtes Vorgehen, um eine Tragödie wie bei der Villa an der Sonnenbergstrasse zu verhindern.

Denn solche Massnahmen müssen immer wieder vollzogen werden. 2021 gab es in der Stadt rund 100 Zwangsräumungen. Immerhin: Die Anzahl solcher Einsätze ist in den letzten Jahren gesunken. Zum Vergleich: Im Jahr 2014 gab es noch 244 Zwangsräumungen.

Schulden beim Kasachstan-Clan

Der Arzt hatte am Ufer des Zürichsees eine exklusive Klinik für Ultrareiche geplant und sich dabei verkalkuliert. Die Spuren reichen bis nach Kasachstan. Der Mediziner hatte zum Beispiel Schulden bei einer Firma angehäuft, die der Tochter des kasachischen Ex-Präsidenten Nursultan Nasarbajew (81) gehört. Die jüngste Tochter von Kasachstans mächtigsten Mann, der in seiner Heimat nach wie vor die Fäden in der Hand hält, ging in der Schweiz ins Internat und sitzt heute im Verwaltungsrat einer Schwyzer Briefkastenfirma.

Aliya Nasarbajewa (41) habe in die Klinik für Superreiche investieren wollen, die der verstorbene Zürcher Kardiologe in Pfäffikon SZ an bester Zürichsee-Lage plante. 350 Millionen Franken hätten für den Bau von 50 Luxussuiten, Operationssälen und Personalhäusern investiert werden sollen, berichtete der «Tages-Anzeiger» damals. Selbst einen hauseigenen Coiffeursalon sollte es geben, mitsamt Restaurant für Rund-um-die-Uhr-Verpflegung der Patienten.

Gutachten, Vorstudien und Verhandlungen für das Projekt seien bereits fortgeschritten gewesen. Doch es kam zum Streit mit dem irischen Juristen, der in der Schweiz eine Briefkastenfirma für Nasarbajewa unterhält. Der Arzt wurde betrieben, letzten Oktober folgte die Versteigerung der Villa an der Sonnenbergstrasse für 5,87 Millionen Franken, um einen Teil seiner Schulden zu begleichen. (jmh)

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