IMAGE-ERRORDas Ende der Idylle war auch für Angela Magdici und Hassan Kiko absehbar.«Irgendwie spürten wir es kommen. Es gab vereinzelte Hinweise, die wir damals einfach ignorierten. Mit einem derartigen Spektakel hätten wir aber nie gerechnet», sagt die Aargauerin (33) im Gespräch mit «Weltwoche»-Journalist Alex Baur. Das Interview erscheint in der morgigen Ausgabe.
Magdici meint das dramatische Ende ihrer Flucht mit dem sechs Jahre jüngeren syrischen Flüchtling und verurteilten Sexualstraftäter Hassan Kiko. Am Karfreitag, über fünf Wochen nach dem Ausbruch aus dem Gefängnis Limmattal in Dietikon ZH, wurden die beiden in der Nähe von Bergamo in Italien verhaftet (BLICK berichtete).
«Hassan ist kein Unschuldslamm»
Mit Wehmut erinnert sich die ehemalige Gefängnisaufseherin in der «Weltwoche» an die gemeinsame Zeit in Italien: «Wir machten viel Sport, gingen spazieren, kochten gemeinsam, redeten sehr viel. Es war eine schöne, glückliche Zeit. Unwohl war es mir nur in Bezug auf meine Angehörigen – ich wusste, dass sie sich Sorgen machten.»
Inzwischen ist Magdici wieder auf freiem Fuss. Ihr Lover Kiko wurde vergangene Woche an die Schweiz ausgeliefert. Er befindet sich weiterhin in Haft – und dürfte es noch lange bleiben.
Zwar sei sie froh, wieder bei ihren Angehörigen zu sein – «es gab Vorwürfe, aber auch klärende Aussprachen», sagt Magdici dazu. Nichtsdestotrotz will sie weiterhin zu ihrer grossen Liebe halten. Hassan sei kein Unschuldslamm, aber auch nicht der gewissenlose Triebtäter, als der er dargestellt werde.
«Er hat Fehler begangen, das weiss Hassan selber, ich verschliesse mich dem nicht. Aber er wurde für Delikte verurteilt, die er nicht begangen hat. Wir haben immer wieder intensiv und ausführlich darüber gesprochen. Es sind komplizierte Geschichten, die wir hier nicht klären können.»
Ausbruch war ein Kinderspiel
Ob sich die Flucht rückblickend gelohnt habe? «Es kam dann einiges zusammen. Ich hatte nach meiner Trennung kein rechtes Zuhause mehr, mein Noch-Ehemann setzte mich ständig unter Druck. Ich hatte mich verliebt, ich musste damit rechnen, dass Hassan bald in den Vollzug versetzt würde. Jeden Abend, wenn ich mich in mein Auto setzte, hatte ich ein schlechtes Gefühl: Während ich frei war, sass Hassan im Gefängnis», erinnert sich Magdici in der «Weltwoche».
Sobald sie den Entschluss gefasst hatte, gab es jedoch kein zurück mehr. Die Flucht an sich sei dann nur noch Formsache gewesen: «Der Ausbruch war sehr einfach», sagt Magdici. «Technisch zumindest. Seelenruhig war ich allerdings nicht. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Der Adrenalinpegel ging dann erst allmählich zurück, mit jedem Kilometer, den wir uns vom Gefängnis entfernten. Als ich dann Hassan auf dem Weg in den Süden neben mir im Auto sitzen sah, kamen plötzlich Gefühle des Glücks in mir hoch.»
Das Leben in Italien gestaltete sich dann schwieriger, als es sich beide ausgemalt hatten. «Hassan suchte Arbeit als Coiffeur, aber wir mussten feststellen, dass dies ohne Papiere praktisch unmöglich war.» Bis zum Schluss hätten sie gehofft, dass sich ein Ausweg ergeben würde. Vergeblich.
Falls Hassan ausgeschafft wird, geht Angela mit ihm
«Ich hoffe, dass Hassan beim Zürcher Obergericht ein faires Verfahren bekommt und dass das Urteil gegen ihn aufgehoben wird», sagt Magdici. In jedem Fall wolle sie auf ihn warten. «Falls er eines Tages aus der Schweiz weggewiesen werden sollte, dann werde ich mit ihm ziehen.»
Womöglich haben sich die beiden Verliebten ihre Idylle selbst zerstört: Mit einem Video, welches das Paar «20 Minuten» zugespielt hat (BLICK berichtete). Kurz darauf wurden beide in Italien verhaftet. «Als wir das Video machten, ahnten wir, dass unsere Flucht vielleicht bald zu Ende gehen könnte», gesteht die 33-Jährige im «Weltwoche»-Interview. «Wir wollten einfach zeigen, dass die Dinge nicht so sind, wie viele denken. Im Rückblick muss ich einräumen: Wir waren schon etwas naiv.»