Es war der Wunschtraum einer internationalen Modelkarriere. Geschürt vom Zürcher Modelagentur-Boss James N.* (35). Doch statt sie auf den Laufsteg oder auf tolle Hochglanzfotos zu bringen, verlangte der Chef von seinen blutjungen Models Sex. Bekam er diesen nicht freiwillig, nötigte er laut Anklage seine Opfer. Am Montag stand der ungeständige «Model-Macher» vor dem Zürcher Obergericht. Es war verlorene Liebesmüh.
James N. bestritt schon letztes Jahr vor dem Zürcher Bezirksgericht die meisten Vorwürfe. Auch dieses Mal verweigerte er zu den Tatvorwürfen die Aussage oder sein Anwalt sprach von einvernehmlichem Sex. Zudem hätten sich die Männer in keiner Notlage befunden. In der Anklageschrift sei dies auch nicht ausgeführt. In diesem Punkt gab das Obergericht dem Anwalt von James N. recht. Es sprach den Angeklagten in einigen Fällen wegen Ausnützen einer Notlage frei. Der Staatsanwalt habe die Fälle unzureichend formuliert.
Erst in seinem Schlusswort räumte James N., der vierzig Minuten verspätet vor Gericht auftauchte, Fehler ein: «Es tut mir leid, was alles passiert ist.» Doch habe er sehr viel in Menschen investiert. «Dieses Vertrauen ist nun erschüttert», jammerte er.
Am Ende wurde James N. – wie schon vor Bezirksgericht – wegen Schändung, mehrfacher sexueller Nötigung, mehrfachem Ausnützen einer Notlage und sexuellen Handlungen mit einem Kind zu 28 Monaten Gefängnis verurteilt. Eines der Opfer hatte sich noch im Schutzalter befunden. Zehn Monate muss der Sexualstraftäter verbüssen, 18 Monate wurden bedingt ausgesprochen.
Perfide und fies vorgegangen
Schon vor Bezirksgericht hatte der Modelagent sein Fett abbekommen. Der Beschuldigte sei perfide und fies vorgegangen, indem er den teils unerfahrenen jungen Männern weis gemacht hatte, Sex gehöre eben zum Modelbusiness.
«Er hat mit ihren Träumen gespielt und ist planmässig und dreist vorgegangen», doppelte heute Abend der Gerichtspräsident bei der Urteilseröffnung nach. Er habe die Männer schamlos ausgenützt. Es gebe auch keine konzertierten Falschaussagen oder eine Hetzkampagne, so der Oberrichter.
Auch Blick hatte über den übergriffigen Modelboss berichtet. Der zur Tatzeit 17-jährige M.H.** schilderte, wie ihn James N. mit Alkohol abgefüllt und dann missbraucht habe: «Als ich mitten in der Nacht aufwachte, war er in mir drin.» Der Geschädigte sah sich laut Staatsanwalt ausser Stande, sich zu wehren. Er habe den Beschuldigten nur noch bitten können, ein Kondom zu benutzen.
Einem Opfer zerriss er die Unterhose
Einem 19-jährigen zerriss James N. die Unterhose, weil sich dieser gegen die Annäherungsversuche gewehrt hatte. Er müsse für all dies bereit sein, wenn er ein erfolgreiches Model werden wolle, habe er dem Mann gesagt. Bei zwei Opfern bestand zudem der Verdacht, James N. habe sie mit K.O.-Tropfen ausser Gefecht gesetzt. Diese Taten liessen sich jedoch nicht nachweisen.
Das Urteil kann noch ans Bundesgericht weitergezogen werden.
* Name geändert
** Name bekannt