Für einen Blasmusikverein bedeutet die Corona-Pandemie besonders viele Extrameilen. Blick begleitete die Musikgesellschaft Cham zu ihrem ersten grossen Konzert nach zwei Jahren.
Auf diesen Moment mussten sie lange warten: Nach zwei Jahren konnte die Musikgesellschaft Cham endlich wieder einmal vor grossem Publikum spielen. Das Konzert im Lorzensaal in Cham ZG ist gelungen, darauf stossen die Musiker des Blasmusikorchesters an. Überall sind lachende Gesichter zu sehen. «Das haben wir so dringend gebraucht», sagt Peter Schwander (50), Co-Präsident des Vereins.
Nach dem Konzert ist der Waldhorn-Bläser ausser Atem. Glücklicher aber könnte er nicht sein: «So viele Konzerte mussten wir absagen, endlich konnten wir wieder einmal zeigen, was wir können.» Seit Beginn der Pandemie musste der Verein alle grossen Konzerte absagen. Dank des 3G-Zertifikats konnte das Blasorchester nun am vergangenen Samstag ganz normal vor über 250 Zuschauern auftreten.
Jede Woche ein anderes Lokal
Blick begleitete den Verein während der Vorbereitung auf das Herbstkonzert. Wie wichtig dieser Anlass für die Musiker werden würde, war schon lange vorher spürbar. Zuerst konnten sie nur alleine zu Hause üben. Später durften sie sich nicht in ihrem eigenen Lokal treffen – es war wegen der Abstandsregeln zu klein. Schwander sagt: «Wir mussten uns jede Woche an einem anderen Ort zum Üben treffen. Die Suche nach geeigneten Lokalitäten war schwierig.»
Virtuelle Generalversammlung
Peter Schwander wurde während der Pandemie zum Co-Präsidenten gewählt. Die Abstimmung war typisch für die schwierige Zeit. Das Vorstandsmitglied erklärt: «Wir haben die Generalversammlung am Computer durchgeführt. Ich wurde an einer virtuellen GV gewählt.»
Jede Woche musste der Vereinsvorstand die neuen Anordnungen des Bundesrats auf die Relevanz für seinen Verein prüfen. «Das war eine grosse Herausforderung», sagt Schwander. Auch als im September die Zertifikate eingeführt wurden, musste sich der Verein neu ausrichten. Der Co-Präsident sagt dazu: «Nur einzelne Mitglieder waren mit der Einführung der Zertifikatspflicht nicht einverstanden. Sie liessen sich für ein halbes Jahr dispensieren. Das nehmen wir aber in Kauf.»
Die Klarinettisten wollten während der Pandemie nicht auf ihren Verein verzichten – dem Zusatzaufwand zum Trotz. Kindergartenlehrerin Lynn Mösch (24), die am Tag des grossen Herbstkonzerts auch noch Geburtstag feiert, sagt begeistert: «Nach einem gelungenen Konzert kann ich das positive Gefühl mitnehmen. Das verbindet uns, das ist unser Mittelpunkt.
Immer wieder andere Raumakustik
Dass es schwierige Zeiten sind für Musiker, damit kann sie leben: «Ich bin zwar auch einmal vor dem falschen Übungslokal gestanden, weil das oft wechselte. Und ich musste mich immer wieder an eine andere Raumakustik gewöhnen. Aber wir sind anpassungsfähig.»
Auch Ueli Fleischli (71), der seit 40 Jahren dabei ist, lebt in der Zeit mit Corona voll für den Musikverein und macht alle Zusatzaufgaben ohne zu murren mit. Er sagt: «Wir haben eine Weile in Kleingruppen geübt. Die Freude an der Musik und der Zusammenhalt im Verein sind geblieben.»
Dass jetzt die Ansteckungen im Moment wieder stark zunehmen, beobachten die Chamer mit Argusaugen. Aber dass es bald schon wieder mit grossen Anlässen vorbei sein könnte, daran will nach dem schönen Herbstkonzert niemand denken. Klarinettistin Mösch sagt: «Jetzt geniessen wir erst mal, was wir haben.»