Wenn der Appetit auf beiden Seiten nicht ausreicht, greifen viele Paare zu der praktischen Lösung, sich einfach ein Dessert zu teilen. Das heisst: Ein zweiter Löffel muss her. Das spart nicht nur Platz im Magen, sondern auch im Portemonnaie.
Nicht so im Restaurant Raten in Oberägeri ZG. Hier müssen Gästen neuerdings 2.50 Franken für den zweiten Dessertlöffel bezahlen. «Wer ein Dessert teilt, belegt zwei Stühle», erklärt Wirt Iwan Iten die Änderung gegenüber dem «Beobachter».
Und die Preise seien nun mal gestiegen. Auch die Löhne, die er zahlen müsse. Darum findet er die Gebühr richtig und wichtig. Schliesslich würde kein Gast dazu gezwungen werden, bei ihm zu essen. Kurios: Wenn sich zwei Gäste einen Löffel teilen, fällt die Gebühr nicht an.
«Coperto» wie in Italien
Da die Gebühr in der Dessertkarte auftaucht, ist Iten rechtlich auf der sicheren Seite. Während der Verband Gastro Zug sich nicht dazu äussern will, zeigt Gastro Luzern Verständnis für den Wirt. «Gastronomen müssen kreativ sein, um die Rechnungen zu bezahlen», sagt Thomas Tellenbach von Gastro Luzern zu Zentralplus.
Die Preise seien eben nun mal gestiegen. Die Ausgaben für die Beizer dementsprechend höher. Dass jetzt alle Gaststätten eine solche Gebühr einführen, findet der Verband allerdings nicht sinnvoll. Sollte dies aber geschehen, sei es wichtig, die Gebühr transparent zu machen.
Die Dessertlöffel-Gebühr ist nicht die einzige Eigenheit in der Zuger Beiz. Auf der Speisekarte finden Gäste neu auch Zusatzkosten fürs Gedeck. «Lieber Gast, neu erlauben wir uns am weiss gedeckten Tisch einen Couvertpreis für Brot und Gedeck von 3 Franken pro Person zu verrechnen.» Bisher kannten Schweizer dies nur aus den Italien-Ferien, wo schon immer das «Coperto» fällig wurde. Erst ab einer Mindestkonsumation von 80 Franken pro Person entfällt diese Gebühr auf dem Raten.
Wirt als Corona-Skeptiker bekannt
Zuletzt sorgte das Lokal auf dem Raten vor zwei Jahren für Aufsehen. Damals hatte sich Wirt Iwan Iten mehrfach gegen die Corona-Regeln widersetzt. 50 Leute schauten zum Beispiel den Corona-Skeptiker-Film «Unerhört» – und zwar ohne Masken. Auch die Angestellten trugen keinen Mundschutz. Da dies nicht der erste Verstoss war, musste der Beizer eine 500-Franken-Busse zahlen und die Beiz sogar für eine Woche schliessen. (hei)
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