Das Restaurant Raten in Oberägeri ZG, ein beliebtes Ausflugslokal. Es ist geschlossen – weil mehrfach gegen die Corona-Verordnung verstossen wurde. Ein Schild weist darauf hin, dass es erst am 12. Dezember wieder öffnen wird.
Im Eingangsbereich dahinter flimmern noch Parolen über den Bildschirm: «Corona-Wahnsinn. Das ist eine Riesenverarschung! Wacht endlich auf und beendet den Corona-Wahnsinn. JETZT! MASKE WEG!» Daneben prangt eine handgeschriebene Tafel mit dem Spruch «Wir lieben Menschen auch ohne Maske». Auch ein Plakat für einen Vortrag des Schweizer Friedensforschers und 9/11-Zweiflers Daniele Ganser hängt prominent vor Ort.
Sieben Tage musste Restaurant-Pächter Iwan Iten seinen Betrieb schliessen. Wieso? «Bei einer Filmvorführung von ‹Unerhört› waren 50 Personen im Restaurant, die keine Masken getragen haben», sagt er zu BLICK. Ein Dokumentarfilm von Ex-«Arena»-Moderator Reto Brennwald (57), in dem vor allem Corona-Skeptiker zu Wort kommen – unter anderem Komiker Marco Rima, der ebenfalls in Oberägeri wohnt. Daraufhin kam die Zuger Polizei. Doch die darf Restaurants maximal 36 Stunden schliessen – nicht sieben Tage.
«Zwei Wochen haben wir ohne Masken die Gäste bedient»
Die Polizei schlug dem Regierungsrat vor, den Betrieb als Konsequenz für die maskenlose Vorstellung für eine Woche zu schliessen. Denn: «Es wurden im Restaurant Raten wiederholt Verstösse festgestellt, die gegen die geltenden Covid-19-Vorschriften zum Schutz der Bevölkerung vor einer Ansteckung und zur Bekämpfung der Epidemie, insbesondere Maskenpflicht, verstossen», sagt Regierungsrat Beat Villiger, Sicherheitsdirektor des Kantons Zug.
Iwan Iten trat im November öffentlich an einer Corona-Demo in Lachen SZ auf. Dort erklärte er eine vorangegangene Restaurant-Schliessung im Oktober: «Zwei Wochen haben wir ohne Masken die Gäste bedient. Dann kam die Polizei und hat uns den Laden dichtgemacht.»
Besitzer will wissen, ob er Mitarbeiter entlassen muss
Er erklärt die Auflehnung: «Seit der Maskenpflicht am 5. Oktober wurde in meinem Restaurant alles abgesagt: Weihnachtsessen, Bankette, Firmenessen – alles weg», sagt der Pächter. «Ich bin Unternehmer, ich muss wissen, ob die Regierung uns finanziell unterstützen wird. Sonst muss ich meine Konzepte umstellen. Ich muss wissen, ob ich Mitarbeiter entlassen muss.»
Er sei enttäuscht, dass es über mögliche weitere Finanz-Unterstützungen keinen Dialog gebe. Der Mann, der auf der Corona-Demo auftrat, findet die Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus unverhältnismässig. Doch zumindest die Existenz des Virus erkennt er an. «Das Virus ist sicher da, aber es ist nicht gefährlicher als andere Viren», behauptet er.
Plakate bleiben hängen
Doch Iten vertritt auch Meinungen, die sich unter Querdenkern epidemieartig ausbreiten. Er behauptet: «Das Virus ist nicht das Problem, es geht um das Impfen.» Und dann gerät der Unternehmer auf verschwörungstheoretische Abwege: Auf der Welt würden zu viele Leute leben, es ginge beim Impfen um Bevölkerungsreduktion, und weitere brandgefährliche Thesen schneidet er an.
Für den Restaurantbesitzer ist klar: «Die Plakate werden hängen bleiben!» Es werden also weiter die Worte «Riesenverarschung» und «Corona-Wahnsinn» im Restaurant Raten prangen. Bisher habe es darauf positive und enttäuschte Reaktionen gegeben. Iwan Iten sagt zur Wiedereröffnung: «Wir machen wieder auf, so wie bisher. Nur eben mit Maske. Alle.»
Polizei wird kontrollieren
Wenn man sich im Restaurant Raten jedoch wieder entschliesst, gegen die Auflagen zu verstossen, kann erneut geschlossen werden – auch länger als sieben Tage. Denn: «Es gibt keine gesetzlich festgelegte Maximalfrist», warnt Regierungsrat Beat Villiger.
Es liege jedoch im Interesse des Regierungsrats, dass die betroffenen Betriebe rasch wieder öffnen können – wenn sie sich denn an Regeln halten und die Vorschriften umsetzen. Der Sicherheitsdirektor des Kantons Zug macht für das Restaurant Raten auch klar: «Die Zuger Polizei wird entsprechende Kontrollen durchführen.»