Kurt Schleiss (63) ist Rentner und wohnt in Silenen UR. Während der Sommermonate brausen Autos im Sekundentakt an seinem Haus vorbei. Trotz des allgegenwärtigen Geräuschteppichs schlägt er im Gespräch mit Blick erst versöhnliche Töne an: «Die Mobilität des Menschen kann man nicht aufhalten. Man reist einfach gerne.» Hier zählt er auch sich selbst dazu.
Doch das Verständnis hat seine Grenzen, denn Schleiss' Verwandtschaft kommt wegen des Verkehrs immer seltener zu Besuch. «Mich kommt fast niemand mehr besuchen», klagt er. «Sie erzählen mir, dass sie ständig nur vom Stau in meiner Region hören. Meist wissen sie nicht, ob sie abends noch zurück nach Zürich oder Luzern kommen», sagt Schleiss enttäuscht. Er selbst kommt zu Spitzenzeiten auch nur schlecht aus seinem Dorf hinaus.
«Autolenker fahren rücksichtslos»
Er würde gerne ab und an weg und in die Berge – beispielsweise nach Andermatt. «Aber es ist alles blockiert.» Teilweise kann es für die Anwohner auch richtig gefährlich werden: «Die Autolenker fahren teils rücksichtslos und halten auch vor Fussgängerstreifen nicht an.» Das sei nicht nur für die Bewohner und deren Besuch schlecht, sondern auch für den Tourismus.
Der zentrale Punkt für Schleiss ist allerdings die Unterlage, auf der sich die Fahrzeuge befinden: «Man sollte möglichst die Autofahrerinnen und Autofahrer auf der Autobahn lassen.» Schleiss kann darüber hinaus nicht verstehen, wie die Zuglinie, die in Sichtweite hinter seinem Haus verläuft, mehr oder weniger verwaist ist. «Dieses Potenzial könnte man doch nutzen!»