Schwyzer wollen Asylzentrum auf Campingplatz nicht
Buhrufe, Pfiffe – sogar Treichler marschieren auf

Der Bund, der Kanton Schwyz und die Gemeinde Arth haben am Mittwochabend die Bevölkerung über das geplante Bundesasylzentrum in Buosingen informiert. Von der Notwendigkeit des Zentrums überzeugen konnten die Behörden die Anwesenden nicht.
Publiziert: 17.04.2024 um 23:34 Uhr
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Aktualisiert: 18.04.2024 um 15:36 Uhr
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Auf dem Areal des heutigen Campingplatzes Buosingen in Arth SZ soll ein Bundesasylzentrum realisiert werden. (Archivaufnahme)
Foto: URS FLUEELER

Es ist bereits der zweite Anlauf, den das Staatssekretariat für Migration (SEM) für ein Bundesasylzentrum im Kanton Schwyz unternimmt. Es wollte ursprünglich in Schwyz ein Zentrum für die Asylregion Zentralschweiz/Tessin mit 340 Plätzen errichten, stiess aber auf grossen Widerstand.

Nun soll in Arth auf dem Areal des Camping Buosingen, das aufgegeben wird, ein Zentrum mit noch 170 Betten erstellt werden. Diese Verkleinerung ist ein wesentlicher Grund, weswegen der Kanton seine Opposition aufgegeben hat, wie Regierungspräsidentin Petra Steimen-Rickenbacher (FDP) ausführte. Der Kanton Schwyz wolle «Teil der Lösung sein», sagte sie am Informationsanlass.

Es gab viele Reaktionen

Der Arther Gemeindepräsident Ruedi Beeler sagte, dass die Welt in Arth seit dem 10. Januar, als die Pläne des SEM bekannt geworden seien, nicht mehr dieselbe sei. Es habe sich «einiger Protest» entladen. Er erwähnte eine Petition sowie eine Resolution an Bundesrat Beat Jans.

Dieser Protest war bereits vor dem Infoanlass in der Dreifachturnhalle Allmig in Oberarth sichtbar und hörbar. Anwohner von Buosingen forderten auf einem Transparent anstelle des Asylzentrums «Remigration». Zudem marschierten Treichler auf.

Gemeindepräsident Beeler forderte die rund 700 Personen in der Dreifachturnhalle auf, die normalen Regeln des Anstands einzuhalten. Der Anlass diene dazu, das vorhandene Informationsvakuum zu füllen.

SEM-Leiterin Christine Schraner Burgener zeigte Verständnis für die Sorgen der Artherinnen und Arther. Sie habe gelernt, dass neue Bundesasylzentren Befürchtungen auslösen. Dabei gehe es vor allem um die Sicherheit «in seiner wohlvertrauten Umgebung». Asylsuchende seien Fremde, sagte sie, aber sie fühlten sich auch als Fremde.

Das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung

Schraner Burgener stellte nicht in Abrede, dass es auch unter den Geflüchteten solche gebe, die sich nicht an die Regeln halten. Die grosse Mehrheit verhalte sich aber korrekt.

Gemeindepräsident Beeler stellte sich hinter die Pläne des SEM. Der Gemeinderat habe aber «nicht leichtfertig» Ja gesagt. Zentral sei, dass Arth als Gegenleistung faktisch von der «Asyllast» befreit werde, und dass Bund und Kanton die Sicherheit gewährleisten.

Beeler sagte, ein möglicher Nachteil des geplanten Zentrums sei, dass es das subjektive Sicherheitsempfinden der Bevölkerung beeinflusse. Er wies darauf hin, dass bereits jetzt Asylbewerber in Arth lebten.

In der anschliessenden Diskussionsrunde warf ein Einwohner von Arth dem Gemeinderat vor, «Höseler» zu sein. «Wir wollen kein Bundesasylzentrum in Buosingen, in Arth, im Talkessel Schwyz und auch nicht im Kanton Schwyz», sagte er unter dem Beifall der Anwesenden.

Er habe das Gefühl, man sorge für alle, aber nicht für die eigenen Leute, sagte ein Votant. Als seine Frage nach den Betriebskosten des Zentrums nicht beantwortet werden konnte, gab es Buhrufe und Pfiffe.

Warum nicht in der Stadt?

Mehrmals wurde dem SEM vorgeworfen, sich nicht an die demokratischen Regeln zu halten. Ein Anwohner von Buosingen fragte, warum das Bundesasylzentrum auf dem Land, wo es niemand wolle, erstellt werde, und nicht in einer Stadt. In den Städten gebe es Asylzentren, entgegnete Schraner Burgener.

Mehrere redeten sich in ausufernden Voten ihren Frust über die Migration von der Seele. Auf erklärende Antworten der Behördenvertreter reagierten die Anwesenden öfters mit Gelächter.

Es werde bezüglich der Sicherheit alles schöngeredet, sagte einer. Ein anderer forderte diejenigen Anwesenden auf, die für das Zentrum seien, die Hand zu erheben – die Abstimmung fiel deutlich dagegen aus. (SDA/mam)

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