«Wenn wir keine Lösung finden, sehe ich schwarz für nächsten Winter»
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Wirt Maurus Waser:«Finden wir keine Lösung, sehe ich schwarz»

Bergbahn macht Wirten auf der Klewenalp NW das Leben schwer
Jetzt schliesst Maurus Waser aus Protest sein Hotel

Auf der beschaulichen Klewenalp hoch über Beckenried NW brodelt es unter den Gastbetrieben. Die Sparmassnahmen der Bahnen reissen ein grosses Loch in ihr Portemonnaie. Jetzt tätschts!
Publiziert: 31.01.2022 um 11:47 Uhr
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Aktualisiert: 10.03.2022 um 17:02 Uhr
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Wirt Maurus Waser ist wütend auf die Betreiber der Klewenbahn. Wegen des Sparprogramms hungern die Gastronomen aus, so sein Vorwurf.
Foto: STEFAN BOHRER
Beat Michel und Stefan Bohrer (Fotos und Video)

In dem Nidwaldner Skigebiet herrscht am Mittwochnachmittag Hochbetrieb. Alle Parkplätze sind besetzt, auf den Skipisten tummeln sich Tausende von Skifahrern. Mittendrin steht das beliebte Hotel Berggasthaus Klewenstock. Immer wieder hält davor eine Gruppe Skifahrer an. Doch sie stehen vor verschlossenen Türen. Aus Protest gegen die Preispolitik der Klewenbahn hat Besitzer Maurus Waser (52) kurzum Hotel und Restaurant für die ganze Saison geschlossen. Am Streit gegen das Bahnunternehmen beteiligen sich auch die drei anderen unabhängigen Wirte im Skigebiet. Sie haben ihre Restaurants noch geöffnet, aber nur unter Protest. Sie sagen: «Wir werden weggedrückt!»

Die Vorwürfe: Im September erhielten die Wirte einen Brief, dass die Pauschalen gestrichen werden und die Gäste die Bahntickets nur noch Online buchen können. Das bedeutet: Sie können ihren Gästen keine Pauschalangebote wie zum Beispiel Übernachtung mit Tageskarte verkaufen. «Das war eine wichtige Einkommensquelle für uns», sagt Maurus Waser. «Früher erhielten wir 30 Prozent Rabatt. Dann war es gestrichen, einen Tag vor Saisoneröffnung gab die Bahn nach und gewährte wieder die Vergünstigungen, aber nur noch 20 Prozent. «Das war für mich natürlich zu spät, die Gäste hätten ja vorher buchen wollen.»

Das Abendgeschäft abgemurkst

Neben den gestrichenen Pauschalangeboten hat das Älpler-Quartett eine ganze Liste von Verschlechterungen, die die Bahn für sie eingeführt hat. Die Angestellten müssen plötzlich für die Parkplätze im Tal viel mehr bezahlen, und sie erhalten zum Teil keine Einheimisch-Jahreskarten mehr für die Bahn. Die Fahrzeiten wurden gekürzt, Gruppentarife gestrichen. «Dadurch wurde unser Abendgeschäft abgemurkst», sagt Maurus Waser. Und weiter: «Die Gäste können im Sommer nicht mehr den Sonnenuntergang bei uns geniessen, das wird jetzt für die letzte Bahn ins Tal zu knapp.»

«So kann es nicht weitergehen», sagt Maurus Waser. Für das Treffen mit Blick hat er seine drei Leidensgenossen zusammengetrommelt. Auch sie fühlen sich von der Leitung der Klewenbahn schlecht behandelt. Es sind Josef Käslin (63), Älpler und Gastgeber im Tipi-Dorf, Josef Lussi-Waser (59) vom Alpstubli und Fredy Scheuber vom Berggasthaus Tannibüel. Sie alle sind langjährige Gastro-Betreiber und haben die Entwicklung miterlebt. Sie haben sich jetzt unter der Interessensgemeinschaft «Echte Klewenwirte» zusammengeschlossen. Die Bergler geben sich kämpferisch.

Harsches Inserat

Wie die Luzerner Zeitung geschrieben hat, hängt der Haussegen auf der Alp definitiv schief. In zwei lokalen Zeitungen hat Hotelbesitzer Maurus Waser in Absprache mit den anderen Wirten ein Inserat mit markigen Worten veröffentlicht. Darin geben sie dem neuen Verwaltungsratspräsidenten Res Schmid die Schuld, die Zusammenarbeit mit der Klewenalpbahn sei schwierig geworden, seit er letztes Jahr die Führung des Unternehmens begonnen hatte. Sie werfen ihm eisernes Schweigen vor, sie warten seit Monaten auf Antworten für ihre Fragen.

Gegenüber Blick aber antwortet die Leitung der Bergbahnen Beckenried-Emmetten AG (BBE AG) schnell. Geschäftsführer Heinz Rutishauser schlägt versöhnliche Töne an: «Nur ein Miteinander kann die Lösung sein und ich glaube fest daran, dass wir mit gesundem Menschenverstand bald eine Lösung haben. Ich setze mich dafür ein», schreibt er per E-Mail. Er bestreitet, dass die Wirte auf der Klewenalp benachteiligt werden: «Die meisten der neuen Rahmenbedingungen sind jetzt identisch mit jenen unserer Partner im Tal.»

Angespannte Situation

Zum harten Sparkurs sagt Rutishauser: «Ein touristisches Unternehmen wie die BBE AG ist, wie alle Mitbewerber in dem Segment auch, grossen Herausforderungen ausgesetzt. Wir müssen selbstverständlich haushälterisch und sorgfältig mit unseren finanziellen Ressourcen umgehen.» Er versichert auch, dass die Sparmassnahmen nicht aus einer finanziellen Not geboren wurde, die BBE verfüge über eine solide Liquidität. Aber die Situation sei aufgrund der einschneidenden Corona-Massnahmen der letzten zwei Jahre angespannt.

Das Quartett trinkt im protestgeschlossenen Restaurant des Hotels Klewenstock vor dem Gehen noch einen Kafi Träsch. Die Stimmung ist gedrückt. Maurus Waser sagt: «Wenn die Bahn nicht auf uns eingeht, mache ich halt nur noch im Sommer auf. Da können Wanderer und Mountainbiker auch ohne Bahn zu mir ins Hotel.»

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