Robert Birrer (71) aus Hergiswil bei Willisau LU kann nicht fassen, was ihm kürzlich passiert ist. Immerhin ist der Rentner ein sehr erfahrener Landwirt, kennt seinen orangen Fiat-Traktor 420 mit Baujahr 1983 wie seine Kinder und Enkelkinder. Dem historischen Gefährt würde Birrer nie etwas Böses antun. Und doch: Vor kurzem musste der Traktor in die Werkstatt, weil jemand Mist gebaut hat.
Als Birrer und sein Enkel das Fahrzeug im heimischen Stall aus einem Kanister nachtanken wollen, kippen sie statt Diesel Wasser in den Tank. Birrers Enkel wundert sich noch, denn die Flüssigkeit riecht nicht wie gewohnt.
Die Folge: Das Fahrzeug musste für ein paar Hundert Franken repariert werden, denn Wasser statt Diesel im Tank kommt bekanntlich nicht gut.
Doch wie ist das Wasser im Kanister gelandet? Für Robert Birrer ist klar: Er trägt keine Schuld. Er sagt zu Blick: «Daheim im Futterlager der Kühe hat mir sicher niemand den Diesel aus dem Kanister genommen und Wasser reingetan.»
Wasser statt Diesel bekommen?
Für den pensionierten Landwirt steht der Ausgangspunkt der Misere fest: Die Tankstelle, an der er kürzlich seinen Kanister aufgefüllt hat. «Ich wollte Diesel tanken, bekam aber nur Wasser!», ist er überzeugt. Er ist wütend und enttäuscht.
Doch bei der ganzen Sache gibt es ein Problem. «Wann genau ich den Reservekanister gefüllt habe, weiss ich nicht mehr», sagt Birrer. Es sei irgendwann vor rund drei Wochen passiert. «Ich habe deshalb auch keine Quittung mehr.»
Birrer kritisiert Tankstellen-Betreiberin
Die Sache ist nicht nur nervig, sondern hat für den Rentner auch finanzielle Konsequenzen. «Jetzt ist mir eine Rechnung von 390.10 Franken für die Reparatur des Traktors ins Haus geflattert, die mir niemand zahlt», sagt Birrer. Ein Mechaniker musste die Leitungen und den Tank ausputzen sowie mehrmals den Diesel-Filter wechseln, bis alles wieder funktionierte.
Birrer ist sauer. Die Betreiberin der betroffenen Tankstelle, in der er getankt habe, hätten ihn nach dem Vorfall nämlich im Stich gelassen, sagt er. Er hätte gerne gehabt, wenn die Tankstellenbetreiberin für den vermeintlichen Fehler gerade gestanden wäre.
Doch Birrer hat ein zweites Problem. Er kann nicht nur nicht mehr sagen, wann er getankt hat – er kann auch nicht beweisen, an welcher Säule. Elektronische Aufzeichnungen gibt es nicht, weil er bar bezahlt hat. Birrer fragt bei der Tankstelle nach den Videoaufzeichnungen, doch diese werden nach wenigen Tagen wieder gelöscht – aus Datenschutzgründen.
Betreiberin winkt ab
Auf Nachfrage von Blick sagt die Betreiberin der Tankstelle, dass ihr Birrers Fall bekannt sei. Es sei aber unmöglich, dass man Wasser anstatt Diesel verkauft habe. «Wir haben sonst keine Beanstandungen, und eine einzelne Wassertankung ist unmöglich, da an diesem Standort täglich viele Kunden tanken», sagt ein Sprecher. Der Doppelmantel-Sicherheitstank werde rund um die Uhr elektronisch überwacht. Bei einem Leck würde die Tanküberwachung Alarm auslösen.
Deshalb könne man Birrers Rechnung auch nicht übernehmen. «Wir sehen keinen Anlass dazu, da das Wasser nicht von unserer Tankstelle stammen kann», so der Sprecher.
Es bleibt also weiterhin offen: Hat der Rentner einen Fehler gemacht, wurde ihm «zleidgwärchet» oder stimmte tatsächlich etwas mit der Zapfsäule nicht? Glücklicherweise ist der Fiat-420-Traktor dem «Watergate» von Hergiswil nicht zum Opfer gefallen, sondern tut nach der Reparatur wieder seinen Dienst.