Wenn Kinder sterben, ist das für Rettungskräfte besonders belastend. Statt Leben zu retten, müssen sie Leichen bergen. Auch einige Feuerwehrleute von Escholzmatt-Marbach dürften heute traumatisiert nach Hause gehen. Am Montag rückten sie zu einem Wohnungsbrand nach Wiggen LU aus. Und trafen auf ein Haus im Vollbrand und drei Verletzte an. Die sagten den Rettungskräften: Im Flammeninferno befinden sich noch drei Kinder!
Feuerwehrkommandant Godi Studer sagt im Gespräch mit Blick: «Wir haben erste Versuche gestartet, ins Haus hineinzukommen, um die Kinder zu suchen. Doch es war zu gefährlich.» Die Kinder haben keine Chance, lebend aus dem Feuer zu kommen.
«Es ist für alle sehr belastend»
Kommandant Studer war als Einsatzleiter nicht selbst an der Bergung der Leichen beteiligt. Dennoch geht ihm ein solcher Vorfall an die Nieren. «Es ist für alle Beteiligten der Feuerwehr sehr belastend, wenn sich vermutlich noch jemand in einem brennenden Haus aufhält und man aus Sicherheitsgründen nicht mal versuchen kann, diese Person zu retten.»
Auch Stunden später sei es zu gefährlich gewesen, das Haus zu betreten. Weswegen Höhenretter der Feuerwehr Emmen LU zum Einsatz kamen, um die Kinder von oben zu suchen. Am Nachmittag folgte die traurige Gewissheit: Drei Leichen werden aus der Brandruine geborgen. Zwar steht ihre offizielle Identifikation noch aus, doch sehr wahrscheinlich handelt es sich dabei um die drei bis dahin vermissten Kinder.
«Man weiss nie, was man in einer Brandruine findet»
Dass es sich bei den Todesopfern um Kinder handelt, macht das Ganze nur noch schlimmer, sagt Studer. «Ich bin selbst Familienvater, und sowas geht einem ganz speziell nah.» Glücklicherweise komme so etwas nur sehr selten vor. «In meiner über 20-jährigen Feuerwehrkarriere bin ich jetzt erstmals mit Toten bei einem Brand konfrontiert.» Dennoch muss man darauf laut Studer immer vorbereitet sein. «Man weiss nie, was man im Inneren eines Brandes oder einer Brandruine findet.»
Deswegen schicke man prinzipiell nicht jeden in so eine Situation, so Studer. «Wir versuchen zu spüren, wer sich grundsätzlich für diese Belastung eignet, und auch, wer aktuell dazu imstande ist.» Zudem würden im Nachhinein alle am Einsatz beteiligten Personen betreut. «Jeder, der das Bedürfnis hat, eine solche Geschichte professionell aufzuarbeiten, kann das. Und wenn wir erkennen, dass es jemand selbst nicht merkt, bekommt er Hilfe.»