Die Axenstrasse soll mit dem Bau der Neuen Axenstrasse sicherer werden. Doch Eröffnung ist frühestens 2031. Noch ist offen, wann Baubeginn ist. Das Projekt liegt bei Richtern, die über Einsprachen von Umweltschützern zu entscheiden haben.
Die in steilen Fels gesprengte Axenstrasse, die entlang dem Ostufer des Urnersees von Brunnen nach Flüelen verläuft, ist eine der gefährlichsten Strassen der Schweiz. Seit ihrer Eröffnung im Jahr 1865 ist die alpenquerende Transitachse ein Schwerpunkt von Verkehrsunfällen und Naturkatastrophen.
Der Bund investierte in den letzten Jahrzehnten Millionen von Franken in Tunnels und Galerien, Verbesserungen der Fahrbahn und Alarmsysteme. Doch gerade am Wolfsprung, wo am Sonntag vermutlich ein SUV durch das Geländer krachte und 50 Meter in den See stürzte, gibt es praktisch keine Sicherheitsmassnahmen.
Heftiger Justizstreit
Die Behörden sind sich der Gefahren bewusst. Doch wie die NZZ berichtet, tobt seit vielen Jahren ein heftiger Streit darüber, wie diese neuralgische Stelle auf dem Nationalstrassennetz sicherer zu machen.
Schon 1970, vor 52 Jahren, beauftragte der Bund die Kantone Schwyz und Uri, eine neue Axenstrasse anzulegen. Ein Ausführungsprojekt liegt seit 2014 vor. Zwei neue Tunnel sollen bei Sisikon und Morschach gebaut werden. Die Unfallstelle am Wolfsprung wird in Zukunft im Berg umfahren.
Gerichte befassen sich seit acht Jahren mit dem Projekt. Daher haben die Bauarbeiten noch immer nicht richtig begonnen. Dies, obwohl die Kantonsparlamente von Schwyz und Uri dem Projekt zugestimmt haben. Auch lehnten Schwyzer eine Initiative klar ab, die eine kantonale Volksabstimmung über die Axenstrasse verlangte.
Warten auf Gerichtsentscheid
Der Grund, warum es mit der Sicherung der Axenstrasse nicht vorwärtsgeht: Mehrere Umweltorganisationen haben Einsprache gegen die neue Axenstrasse eingereicht. Die Alpen-Initiative, VCS Uri und Schwyz sowie Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz beschweren sich, weil das Departement für Umwelt, Verkehr und Energie (Uvek) die eigentliche Neubaustrecke bewilligt hat, nicht jedoch die flankierenden Massnahmen auf der bestehenden Axenstrasse. Die Kläger befürchten Mehrverkehr auf dieser Nord-Süd-Achse, was den in der Verfassung verankerten Alpenschutz untergrabe.
Die Projektmassnahmen gehörten noch einmal überarbeitet, verfügte das Departement von Bundesrätin Simonetta Sommaruga (62). Den Umweltverbänden genügt das nicht. Beim Bundesverwaltungsgericht ist seit Juni 2020 eine Beschwerde gegen die Plangenehmigungsverfügung hängig. Seither warten die beteiligten Parteien auf den Gerichtsentscheid.
Niemand weiss, wann Baubeginn ist
Seitens der Umweltverbände wird die Justiz für die Verzögerungen verantwortlich gemacht – Verzögerungen, durch die sich die Gefahren auf der Axenstrasse hinziehen. «Es sind nicht die Umweltorganisationen, die verantwortlich dafür sind, dass sich die neue Axenstrasse verzögert, sondern die Gerichte», wird Alf Arnold vom VCS Uri von der NZZ zitiert.
Immerhin haben erste Arbeiten begonnen, für eine temporäre Hilfsbrücke im besonders gefährdeten Gebiet Gumpisch. Dort geraten oft Felsen ins Rutschen, was dann die automatische Sperrung der Strasse mittels Ampeln zurfolge hat.
Sicherer wird die gesamte Axenstrasse frühestens in neun Jahren. Bis der Wolfsprung und andere gefährliche Stellen verschwinden, wird es mindestens bis 2031 dauern. Aber nur, wenn gebaut wird. Ging man einst davon aus, die neue Strecke 2024 in Betrieb zu nehmen, hofft man jetzt auf Baubeginn 2023, wie der Schwyzer Kantonsingenieur Daniel Kassubek zu Blick sagte. Doch auch 2023 steht noch in den Sternen. «Wann es so weit sein wird», sagt Arnold vom VCS Uri, «wissen wir nicht.» (kes)