Das rostige Geländer hat dem Aufprall nicht standgehalten. Das Auto, das am Sonntagmittag bei Brunnen SZ von der Axenstrasse abkam, stürzte 45 Meter in die Tiefe – und wurde vom Vierwaldtstättersee verschluckt. Von dem oder den Insassen fehlt bis jetzt jede Spur.
Die Axenstrasse gilt seit langem als eine der gefährlichsten Strecken auf dem Schweizer Strassennetz. Immer wieder ist sie teilweise über Wochen gesperrt – der Grund: Steinschlag.
Was gegen eine Leitplanke spricht
Doch trotz der Gefahr säumt die Strasse keine Leitplanke, um bei einem Unfall das Schlimmste, zu dem es nun gekommen ist, zu verhindern: der Sturz den Abhang hinunter in den See. Man fragt sich: Warum?
Die Antwort darauf kann der Bund geben. Da es sich bei der Axenstrasse um eine Nationalstrasse handelt, ist er für deren Unterhalt und Sicherheit zuständig. Die Sicherheitselemente entsprächen den Standards für diese Art von Strasse, betont Samuel Hool vom Bundesamt für Strassen (Astra).
Der Einbau einer Leitplanke sei aus mehreren Gründen schwierig. Ein Problem sei, dass die Strasse teilweise über die Felswand hinausrage. Diese Strassenabschnitte seien zu wenig tragfähig für eine Leitplanke. Sie müssten verstärkt werden, was «nur unter grösstem baulichem Aufwand» zu bewerkstelligen wäre, sagt Hool. Während der Bauzeit wäre die Strasse höchstens einspurig befahrbar.
Trottoir müsste weichen
Ausserdem ist es laut Hool auf der schmalen Strasse auch eine Platzfrage. Würde man eine Leitplanke bauen wollen, müsste dafür wohl das Trottoir weichen. «Weiter sind grössere bauliche Massnahmen aus Sicht des Landschaftsschutzes an dieser Stelle nur schwer umsetzbar», sagt Hool.
Mehr zur Axenstrasse
«Langfristig und nachhaltig» wird sich, so der Astra-Sprecher, die Sicherheit auf der Axenstrasse nur durch den Bau einer neuen Strasse verbessern. Ein Bauprojekt, das die Behörden seit Jahrzehnten beschäftigt. 52 Jahre ist es her, dass der Bund den Kantonen Schwyz und Uri den Auftrag gegeben hat, eine neue Axenstrasse umzusetzen.
Gebaut ist sie bis heute nicht. Statt unmittelbar die Felswand entlang soll die Strasse künftig durch zwei Tunnels führen und die Autofahrer nur kurz dazwischen das Tageslicht sehen. Die alte Axenstrasse soll zwar weiter bestehen, der Verkehr würde durch die neue, schnellere Verbindung aber massiv ausgedünnt.
Nicht vor 2031 in Betrieb
Bis man sich auf diesen Plan einigen konnte, sind Jahrzehnte vergangen. Auch gegen die Variante mit den zwei Tunnels hagelte es Einsprachen; befürchtet wird noch mehr Verkehr auf der Achse. Aktuell ist noch immer eine Einsprache von Umweltverbänden vor dem Bundesverwaltungsgericht hängig.
Ging man einst davon aus, die neue Strecke 2024 in Betrieb zu nehmen, rechnet man jetzt nicht vor 2031 mit der Tunneleröffnung. Man hoffe, 2023 mit den eigentlichen Bauarbeiten loslegen zu können, sagt der Schwyzer Kantonsingenieur Daniel Kassubek zu Blick.