«Ich hoffe, sie entziehen ihr die Lizenz»
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Ex-Angestellte Kristina (34):«Ich hoffe, sie entziehen ihr die Lizenz»

Kristina Kovac (34) arbeitete bei der Ärztin in Ibach SZ, die abgelaufenen Impfstoff verabreichte
«Was ich bei ihr erlebt habe, war abartig»

Über 100 Menschen wähnten sich in Sicherheit, nachdem sie sich in Ibach SZ gegen Covid-19 geimpft hatten. Doch Susanne Niemann (51) soll ihnen abgelaufenen Impfstoff verabreicht haben. Im Blick sprechen ein Impfopfer und eine Ex-Angestellte der Ärztin.
Publiziert: 24.12.2021 um 10:20 Uhr
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Aktualisiert: 27.08.2024 um 11:37 Uhr
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Kristina Kovac arbeitete bei der Ärztin, die über 100 Menschen abgelaufenen Covid-19-Impfstoff verabreicht haben soll: «Was ich bei ihr erlebt habe, war abartig.»
Foto: Ralph Donghi
Ralph Donghi

In Ibach SZ sitzt der Schock tief: In einer Arztpraxis in einem Mehrfamilienhaus sollen in diesem Jahr über 100 Personen gegen Corona geimpft worden sein – mit abgelaufenem Moderna-Impfstoff! Laut dem kantonalen Amt für Gesundheit und Soziales ist die Ärztin Susanne Niemann (51) dafür verantwortlich.

«Das darf doch nicht wahr sein. Dann bin ich ja auch betroffen», sagt Margrit Schilter (63) aus Ibach zu Blick. Sie hatte Ende April und Ende Mai je eine Moderna-Impfung von der Ärztin, die seit etwa einem Jahr im Dorf gearbeitet habe, erhalten – ohne grosse Nebenwirkungen.

Gesundheitliche Auswirkungen wegen des abgelaufenen Impfstoffs seien nach heutigem Kenntnisstand nicht zu erwarten, heisst es beim Amt für Gesundheit und Soziales. Allerdings könnten derzeit keine verlässlichen Aussagen zur Wirksamkeit und damit zum Impfschutz des betroffenen Herstellers Moderna gemacht werden. Entsprechende Abklärungen seien im Gang.

Zum Booster-Termin kam es nicht mehr

Schilter erzählt, sie habe später noch die Booster-Impfung machen wollen, wurde zuerst aber abgewiesen. Die Ärztin habe sie dann mal angerufen, ob sie nicht mal an einem Abend vorbeikommen könne. «Da war sie einfach nicht da.»

Den letzten Termin zum Boostern habe sie vergangene Woche abmachen wollen, so Schilter. «Ich habe nichts mehr von der Ärztin gehört.» Für sie steht fest: «Ich will den Booster bei einem anderen Arzt machen.»

«Unzureichende Dokumentation»

Schilter gehört zu den Patienten, die vom Amt für Gesundheit und Soziales nicht identifiziert werden konnten. Dies «wegen unzureichender Dokumentation der Impfungen in der Arztpraxis», so das Amt. Es fordert alle Personen, die in diesem Jahr bei Niemann eine Covid-19-Impfung erhalten haben, eindringlich auf, ihr Verhalten an den möglicherweise fehlenden Impfschutz anzupassen.

Für Kristina Kovac (34) ein Fall mit Ansage. «Ich hatte Anfang September bei dieser Ärztin zu arbeiten begonnen, weil ihre Praxis in der Nähe meiner Wohnung liegt», so die Pharma-Assistentin. «Was ich bei ihr erlebt habe, war abartig.» Niemann habe immer gemotzt.

Strafverfahren gegen Ärztin eröffnet

Kovac sagt, sie habe «viele abgelaufene Medikamente» gesehen, aber: «Sie hat nur gesagt, sie könne diese nicht wegschmeissen. Sie würde zu viel Geld verlieren.» Von den Impfungen habe sie nie etwas mitbekommen. «Diese hat sie jeweils Mittwochabend oder Samstagmorgen durchgeführt.»

Am 22. September sei die Zusammenarbeit «eskaliert». Kovac: «Es war so schlimm, dass ich mich krankschreiben musste.» Sie habe von Niemann dann am 27. September die Kündigung erhalten. «Das war mir recht.» Sie habe zu guter Letzt auch noch um ihren Lohn kämpfen müssen. «Ich hoffe, dass sie nie mehr als Ärztin arbeiten darf.»

Die Berufsausübung als Ärztin ist Niemann vorläufig untersagt, die Praxis geschlossen. Die Staatsanwaltschaft hat ein Strafverfahren gegen sie eröffnet. Für Blick war sie nicht erreichbar. Es gilt die Unschuldsvermutung.

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