Er bezeichnet die Pandemie als «keine schlimme Seuche» und ist der Meinung, dass man «die Covid-Impfung nicht mit gutem Gewissen empfehlen kann»: Jochen Philipp Handel sorgt in der Luzerner Gemeinde Ballwil für hitzige Diskussionen. Denn der Corona-Skeptiker soll Dorfarzt werden. Damit hätte die Gemeinde nach acht Jahren endlich wieder eine eigene Hausarztpraxis. Doch es gibt Leute im Dorf, welche einen Besuch bei ihm bereits im Voraus ablehnen, wie der «Seetaler Bote» schreibt.
Ein Blick auf seine Website lässt erahnen, weshalb. Dort wirbt Handel für sein Buch «Rescue – der Entvölkerungsimpfstoff und seine Heilmittel». Darin spricht der deutsche Arzt von «Impfopfern», welchen man «durchaus noch helfen» könne. Zudem gebe es «erschütternde Berichte von Leuten, die kurz nach der Impfung schwerste Nebenwirkungen zum Teil mit Todesfolge zu erleiden hatten». Als Quelle dafür gibt er neben der Europäischen Arzneimittel-Agentur und einem umstrittenen US-amerikanischen Meldesystem für Impfstoffnebenwirkungen auch Telegram an.
«Schulmedizin ist eine moderne Gefahr»
Gegenüber der Zeitung bestätigt Handel: «Die Covid-Impfung kann man nicht mit gutem Gewissen empfehlen.» Die gesamte Pandemie sei «überwiegend eine politische Pandemie der Medien». Auch die Schulmedizin verurteilt er aufs Schärfste: «Ich halte sie für eine moderne Gefahr.»
Mit seiner Haltung stösst Handel in der Ballwiler Bevölkerung auf Skepsis und Verunsicherung, wie die «Luzerner Zeitung» schreibt. Der Gemeinderat unter Präsident Benno Büeler steht jedoch hinter ihm. «Impfkritische Ärzte gab es schon immer. Ausserhalb der Covid-Zeit wäre das bestimmt kein Thema gewesen», so Büeler gegenüber der Zeitung. Er könne die Kritik der Bevölkerung verstehen, doch Handels Konzept der ganzheitlichen Betreuung der Menschen habe den Gemeinderat überzeugt.
Die Gerüchte und Reaktionen im Dorf hätten eine gewisse Unsicherheit geschürt. Dazu sagt Handel: «Ich will keine Konflikte im Dorf befeuern. Meine Arztpraxis soll für alle Menschen da sein.»
Kein freier Raum für Arztpraxis
Noch kann Handel in Ballwil aber keine Menschen behandeln – ihm fehlt ein Raum für seine Arztpraxis. Die Gemeinde wollte Handels Praxis in der Schlossstube einquartieren. Der Raum wird regelmässig vom Samariterverein und der Mütter- und Väterberatung genutzt. Für sie hat die Gemeinde neue Räume gesucht, damit sie Ende März 2022 Platz für die Arztpraxis machen können. Doch die Vereine weigerten sich, zu gehen.
Laut Präsident Büeler habe sich die Gemeinde mit der Vereinsleitung nicht einigen können. «Uns war nicht bewusst, dass sie so an diesem Gebäude hängen», so Büeler. Deshalb gibt es aktuell keinen freien Raum für Handels Arztpraxis und es ist unklar, wann der Corona-Skeptiker in Ballwil tätig werden kann. (gin)