Bedenken wegen Sicherheit
Berner Arztpraxis verweigert Corona-Impfung

Eine Praxis in Langenthal distanziert sich mit skeptischen Aussagen von der Corona-Impfung. Die Rede ist von «noch fehlenden Langzeitnebenwirkungen» der neuartigen mRNA-Impfstoffe und einer «ernüchternden» Wirkungsdauer. Missachtet die Praxis damit ärztliche Normen?
Publiziert: 17.01.2022 um 17:50 Uhr
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Aktualisiert: 20.01.2022 um 11:21 Uhr
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Die Praxis im Hard in Langenthal bietet den Piks nicht an. Der Grund: Bedenken bezüglich Sicherheit.
Foto: Screenshot

Wer in der Praxis im Hard in Langenthal BE einen Termin für eine Corona-Impfung buchen möchte, ist hier eindeutig am falschen Ort. Auf der Webseite steht gleich auf der Front: «Aus Überlegungen bezüglich Wirksamkeit/Sicherheit der zur Verfügung stehenden Impfpräparate haben wir uns entschieden, dass wir in unserer Praxis keine Corona-Impfung anbieten.»

Christian Etter, Arzt und Praxisleiter, erklärt den Entscheid gegenüber der «Berner Zeitung» damit, dass die Fakten über die Wirkungsdauer der Impfung «ernüchternd» seien. Er kritisiert die «problematischen Erhebungen» der Nebenwirkungen und schreibt von «noch fehlenden Langzeitnebenwirkungen» der neuartigen mRNA-Impfstoffe.

Damit distanziert er sich deutlich von der Empfehlung der Eidgenössischen Kommission für Impffragen sowie von Meinungen seiner Berufskollegen, die die Corona-Impfung dringend empfehlen und in ihren Arztpraxen anbieten.

Misstrauen gegenüber dem Piks

Die skeptische Einstellung gegenüber der Impfung könnte auch daher rühren, dass die Praxis im Hard im Gebäude der Klinik SGM eingemietet ist, die sich als christliche Fachklinik positioniert. Etter selbst gibt sich im Netz als gläubiger Christ.

Gegenüber Blick betont die SGM allerdings, dass die Praxis nicht zu ihrer Klinik gehöre – und sie im Gegensatz zu Etter ausdrücklich die «Empfehlungen des Bundesrates und des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) in Bezug auf die Impfungen gegen Corona» unterstütze.

Das Misstrauen gegenüber der Impfung ist gerade in freikirchlichen Kreisen weit verbreitet. Ob die religiöse Einstellung von Etter den Entscheid gegen das Impfen tatsächlich beeinflusst hat, ist unklar. Der Praxisleiter wollte sich «im aktuellen politisch-wirtschaftlichen Umfeld» nicht weiter dazu äussern.

Darf eine Arztpraxis die Impfung verweigern?

Die Äusserungen Etters über «problematische Erhebungen» der Nebenwirkungen und «noch fehlenden Langzeitnebenwirkungen» der mRNA-Impfstoffe erinnern stark an die Botschaften, die in der Corona-Skeptiker-Szene kursieren. Damit stellt sich die Frage, ob die Praxis die ärztlichen Normen missachtet.

Die Ärztegesellschaft des Kantons Bern bleibt auf Nachfrage der Zeitung allgemein. Ein Arzt sei verpflichtet, Patientengespräche auch zum Thema Impfen «gemäss neuster wissenschaftlicher Erkenntnis» zu führen, schreibt sie. Fachliche Empfehlungen müssten auf dieser Grundlage basieren. Davon abweichende persönliche Einschätzungen seien davon «deutlich und verständlich» zu trennen. (gin)

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