Corona verändert die Volkswirtschaften Europas. Um einen befürchteten Kollaps zu verhindern, werden Bevölkerungen flächendeckend geimpft. Der Immunschutz wächst, langsam scheint die Pandemie abzuflachen, eine Vielzahl von Experten sieht das Gröbste überstanden. Eine lautstarke, sich gegen Covid-Massnahmen auflehnende Minderheit von Ungeimpften fällt dabei aus dem gesellschaftlichen Rahmen.
Besonders lautstark ist diese Minderheit in der Schweiz. Den auch als Schwurbler bezeichneten Impf- und Massnahmen-Gegnern bleiben bald nur noch Internet und soziale Medien, um ihrer Wut über eine angeblich neue Zweiklassengesellschaft Luft zu machen. Zweiklassengesellschaft, weil sie zunehmend vom öffentlichen Leben ausgeschlossen seien.
So sieht das Nicolas Rimoldi (26), Präsident der «Mass-Voll»-Bewegung, die eine «sofortige Wiederherstellung aller Freiheitsrechte» und ein «bedingungsloses Ende aller Zwangsmassnahmen in der Schweiz» fordert.
«Sind wie weniger wertvolle Menschen»
Für viele Menschen, die sich nach der offiziellen Covid-Politik richten, scheint das Leben langsam wieder zur Normalität zurückzukehren. Nicht so für Rimoldi und Anhänger. Ohne Impfzertifikat gibts keinen Zutritt zu Restaurants, zu Fitnesscentern, zu Konzerten. «Menschen ohne Zertifikat, wie ich, sind nicht mehr Teil der Gesellschaft», sagt Rimoldi. «Wir sind ausgeschlossen. Wir sind wie weniger wertvolle Menschen.»
Weil er sich nicht impfen lassen will, ist der Teilzeit-Kassierer in einem Supermarkt und Student von einem Grossteil des öffentlichen Lebens ausgeschlossen. Ohne Impfpass, sagt Rimoldi im Gespräch mit CNN, könne er weder im Lebensmittelladen arbeiten noch sein Studium abschliessen.
Geht auch so in die Beiz
Auch jetzt, wo die Pandemie in ihr drittes Jahr geht, wollen Rimoldi und seine lautstarken Mitstreiter nichts von einer Impfung wissen. Eben war Rimoldi mit «Mass-Voll»-Sympathisanten in Wien und schloss sich einem Grossprotest gegen Massnahmen an. Denn Regierungen in Europa setzen auf Vorschriften und Beschränkungen für Ungeimpfte. Das soll auch Druck erhöhen, um Zweifler und Skeptiker doch noch zu überzeugen, sich impfen zu lassen.
Davon hat «Mass-Voll»-Rimoldi die Nase voll. Er will sich nichts vorschreiben lassen. Rimoldi pocht auf seine Freiheitsrechte. «Am Montag war ich mit 50 Leuten in einem Restaurant essen – die Polizei wäre nicht glücklich, wenn sie uns sehen würde.» So prahlt Rimoldi gegenüber CNN mit illegalen Abendessen und gesellschaftlichen Veranstaltungen, die Ungeimpfte abhalten. Rimoldi vergleicht die Lokale und Anlässe mit Kneipen während der US-Prohibition vor einem Jahrhundert, als Alkohol verboten und in den Untergrund gedrängt worden war.
«Fürchterlicher Albtraum Zweiklassengesellschaft»
«Ja, es ist nicht legal – aber aus unserer Sicht ist das Zertifikat illegal», sagt Rimoldi ohne Umschweife. Ihm bleibe keine Wahl. «Wir leben heute in einer Zweiklassengesellschaft. Es ist fürchterlich. Es ist ein Albtraum.»
Dabei besteht Rimoldi darauf, dass er und seine Gefolgsleute nicht gegen Masken oder Impfungen sind. Es gehe lediglich um Demokratie und Legalität.