Keine zwei Wochen nach der verlorenen Corona-Abstimmung kommt es beim Verein Mass-Voll zu einer einschneidenden Veränderung. Mehrere Mitglieder des Vorstands und des Kernteams haben sich dazu entschlossen, den Verein per Ende Jahr zu verlassen. «Ein Grossteil unseres Teams wird nicht weiter den politischen Weg verfolgen, sondern sich einem sozialeren Weg annehmen», heisst es in einer Mitteilung.
Vorausgegangen seien «lange Gespräche, bei denen wir feststellen mussten, dass unterschiedliche Ansichten über die Vereinstätigkeiten in jüngster Vergangenheit sowie die weitere strategische Ausrichtung des Vereins bestehen».
«Überhaupt kein böses Blut geflossen»
Diejenigen, die Mass-Voll verlassen, seien der Meinung, eine «freie, neue Welt entsteht nicht, indem man die alte bekämpft, sondern indem man die Neue erschafft», heisst es weiter.
Das klingt nach starker Kritik an der Strategie von Mass-Voll während der Abstimmungskampagne. Doch so sei es nicht, sagt Viola Rossi (23) zu Blick. Es sei «überhaupt kein böses Blut geflossen». Man wolle sich auch die Option, wieder politisch tätig zu werden, offen lassen. Rossi dementiert auch, dass die verlorene Abstimmung zur Trennung führte. «Die Hoffnung haben wir nicht verloren. Aber es gibt einen Weg, der uns mehr bedeutet, als Abstimmungen zu gewinnen.»
Mit dem neu gegründeten Verein Taraxxa will sie vor allem jungen Menschen, «die sich nirgends zugehörig fühlen, die vom Leben ausgeschlossen wurden», einen Zufluchtsort bieten. Rossi will mit dem Verein erreichen, dass sich Junge vernetzen und Spass haben können, egal ob geimpft oder ungeimpft, ob mit Zertifikat oder ohne. Viel mehr könne sie zum Verein nicht sagen, dafür sei es zu früh. Angedacht seien aber etwa gemeinsame Wanderungen oder Kochen.
«Veränderungen waren absehbar»
Nicolas Rimoldi (26), berühmtestes Gesicht und Co-Leiter von Mass-Voll, kommentiert die Trennung im Telefonat mit Blick betont gelassen. «Nach zwei Abstimmungskämpfen, die viel Energie kosteten, waren Veränderungen absehbar.» Er sei denen, die gehen würden, überhaupt nicht böse. «Im Gegenteil, der neue Verein ist eine wunderbare Ergänzung für Menschen, die sich lieber sozial als politisch engagieren.»
Wie viele Leute Mass-Voll durch den Schritt verliert, kann Rimoldi derzeit nicht sagen. Auch nicht, wer künftig im Vorstand sitzen wird. «Die Wahl des neuen Vorstands ist Sache der Generalversammlung. Aber bereits haben sich neue, hervorragende Leute gemeldet.» Rimoldi sieht den Schritt als Chance, Mass-Voll personell neu aufzustellen. Um vielleicht mit dem neuen Personal eine mögliche dritte Abstimmung über das Corona-Gesetz zu gewinnen.