Zahlen auch in der Schweiz hoch – dabei galt Krankheit fast als ausgerottet
Deutsche Ärzte schlagen wegen Syphilis-Fällen Alarm

Das Robert Koch-Institut schlägt in Deutschland Alarm: Immer mehr Personen infizieren sich mit der bakteriellen Krankheit Syphilis. Wie sieht die Situation in der Schweiz aus? Blick fragt beim BAG nach, was hinter dem Phänomen steckt.
Publiziert: 20.03.2024 um 10:26 Uhr
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Aktualisiert: 20.03.2024 um 10:55 Uhr
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Syphilis ist weltweit wieder auf dem Vormarsch – auch in der Schweiz.
Foto: imago images/Science Photo Library
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Natalie ZumkellerRedaktorin News

Am 15. Februar wurde vom Robert Koch-Institut (RKI) ein Bericht veröffentlicht, der den rapiden Anstieg von Syphilis-Infektionen aufzeigt. Die Erkenntnisse geben Deutschlands Ärzten Grund zur Sorge: Seit 2010 nehmen die Diagnosen stetig zu, wobei die Infektionszahlen 2022 einen neuen Höchstwert erreichen. Deutschland ist damit kein Einzelfall: Laut Zahlen der WHO steigen die Fallzahlen weltweit an – bei 7,1 Millionen Menschen wurde im Jahr 2020 Syphilis diagnostiziert. Hierzulande wurden gemäss Bundesamt für Gesundheit (BAG) 2022 genau 1078 neue Fälle registriert – ein Anstieg von 19,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Somit sind rund 9,3 pro 100'000 Schweizer und Schweizerinnen davon betroffen.

Syphilis ist eine sexuell übertragbare, bakterielle Krankheit. Die Bakterien gelangen durch direkten Hautkontakt oder durch Schleimhäute im Genital- und Analbereich sowie durch den Rachen in den Körper. Es reicht somit schon ein harmloser Kuss. Bis zur Erfindung des Penizillins kostete Syphilis viele Menschen das Leben. Dabei galt die Krankheit lange als ausgerottet; der vereinfachte Zugang zu bezahltem Sex und mehreren Sexualpartnern befeuerte die Verbreitung der Krankheit jedoch wieder – Grund zur Sorge besteht aber aktuell nicht, wie das BAG Blick mitteilt: «In den letzten Jahren ist die Zahl der gemeldeten Syphilisfälle in der Schweiz weitgehend stabil geblieben beziehungsweise leicht angestiegen, allerdings auf hohem Niveau.» Dabei bezieht sich das BAG auf den Durchschnittswert vor Corona – während der Pandemie brach der Wert aufgrund des Lockdowns ein. Die Zahlen für 2023 wurden noch nicht veröffentlicht. 

Städtische Regionen besonders betroffen

In der geografischen Verteilung der Syphilisdiagnosen sieht man: Städtische Regionen, insbesondere der Grossraum Zürich (16,9 Prozent) und die Genferseeregion (12,8 Prozent), stellen den grössten Anteil der infizierten Personen. Besonders betroffen sind dabei Männer, die sexuellen Kontakt zu anderen Männern haben – rund 60,6 Prozent der Diagnosen folgten auf Sex zwischen zwei Männern. Sexarbeiterinnen sind aufgrund ihrer Tätigkeit auch einem höheren Ansteckungsrisiko ausgesetzt. «Sex gegen Bezahlung spielt für die Übertragung von Syphilis bei heterosexuellen Männern und Frauen eine wichtige Rolle – anders als für jene von HIV», heisst es vom BAG. Wer oft wechselnde Sexualpartner hat, kann ebenfalls betroffen sein.

Syphilis tritt in vier verschiedenen Stadien auf, wobei jedoch nur während den ersten drei Symptome auftreten. Auf rote Flecken und Knoten, die sich im ersten Stadium auf den Geschlechtsteilen bilden, folgt ein nicht juckender Hautausschlag. Das Gefährliche bei den Symptomen: Meist verschwinden sie nach vier bis sechs Wochen wieder, ganz ohne jegliche Behandlung. Die Krankheit bleibt jedoch. Man kann aber aufatmen: Wird Syphilis früh erkannt, ist es durch eine Antibiotikatherapie zu behandeln.

Wichtig ist, keine Scham zu empfinden

Ab dem dritten Stadium attackieren die Bakterien neben Herz, Gehirn, Knochen, der Haut und anderer Organe auch das Nervensystem. Ab der vierten Phase verschwinden die Symptome – und das Nervensystem kann gravierend beschädigt werden. Die letzteren beiden sind aber dank fortgeschrittener Medizin so gut wie nicht existent. Trotzdem ist es wichtig, sich früh und ohne Scham bei einem Arzt oder einer Ärztin zu melden und Verhütungsmittel zu verwenden.

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