Er ist rund, hat Löcher und wiegt 100 Kilogramm. Eigentlich ein ganz gewöhnlicher Emmentaler. Doch ab Samstag rollt dieser Laib durch die Schweiz. Von der Käserei in Zäziwil im Kanton Bern soll es nach Winterthur gehen. 150 Kilometer!
«Diesen Herbst möchte ich etwas unternehmen, was noch kein Emmentaler vor mir gemacht hat. Ich will über Stock und Stein von Hand, mit Muskelkraft in den Verkaufsladen von Jumi in Winterthur gerollt werden», schreibt die Jumi-Käserei auf ihrer Seite. Auf seiner Reise gibt es schon feste Stationen, schliesslich will der Emmentaler auch was erleben auf seiner Reise. Darunter ein Eishockeyspiel der SCL Tigers in Langnau oder das Verkehrshaus in Luzern. Enden soll die Roll-Aktion am 28. Oktober.
Aber warum der ganze Käse? Das Ganze hat einen ernsten Hintergrund. «Die Anzahl Käsereien, die dieses Traditionshandwerk noch beherrschen, schrumpft signifikant», sagt Christoph Glauser zum «Landboten». Es gäbe immer weniger Käsereien, die noch Emmentaler produzieren würden. Waren es 1999 noch über 500, sind es heute nur noch 97.
Emmentaler ist kein geschütztes Produkt
Das Problem: Der Emmentaler ist nur in der Schweiz ein geschützter Käse. Im Ausland sieht das anders aus. Dort darf jeder Käse produzieren und ihn dann als «Emmentaler» verkaufen. Einziges Kriterium: Löcher im Käse. Dagegen wehrt sich die Schweizer Branchenorganisation Emmentaler Switzerland und hat bei der Weltorganisation für geistiges Eigentum in Genf das Wortzeichen «Emmentaler» für Käse mit einer geschützten Ursprungsbezeichnung eintragen lassen. Der Eintrag wurde auch dem EU-Markenamt EUIPO im spanischen Alicante angezeigt, das eine Eintragung jedoch ablehnte. «Emmentaler» sei eine beschreibende Bezeichnung.
Das bestätigte auch diesen Sommer das Gericht der Europäischen Union (EuG) in Luxemburg. Grund sei, «dass die massgeblichen deutschen Verkehrskreise das Zeichen ‹Emmentaler› unmittelbar als Bezeichnung für eine Käsesorte verstehen». Nach EU-Recht sei die Eintragung als Zeichen mit Herkunftsschutz aber bereits dann ausgeschlossen, wenn der Begriff in auch nur einem Mitgliedsland einen «beschreibender Charakter» hat. Dies sei zumindest in Deutschland der Fall. Aus dem gleichen Grund scheide auch ein Schutz als sogenannte Kollektivmarke für die Schweizer Hersteller aus.
Schwingerkönig Sempach hilft mit
Die klagenden Schweizer Hersteller können dies noch vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) anfechten. EU-weiten Herkunftsschutz geniessen im Gegensatz zum Emmentaler dagegen die Käsesorten Feta, Parmesan und auch der dem Parmesan ähnliche «Grana Padano».
Auf dieses Problem will die Käserei Jumi aufmerksam machen und lässt dafür den Emmentaler rollen. Die meiste Zeit allein durch Muskelkraft «wie zu Grossvaters Zeiten», heisst es im Video auf der Käserei-Seite. Nicht nur der Käsemeister Glauser und seine Mitarbeiter packen mit an. Es gibt auch prominente Unterstützung, darunter von Schwingerkönig Matthias Sempach (37).
Die letzten Meter werden dann sogar von TV-Legende Beni Thurnheer (74) kommentiert. Im Anschluss wird der Emmentaler angeschnitten. Teilweise wird er vor Ort dann gegessen. Einige Stücke werden aber auch verschickt. «Der Käse wird an alle Schweizer Botschaften im Ausland versendet. Ausserdem überlegen wir, auch jeder ausländischen Botschaft in der Schweiz ein Stück zukommen zu lassen.»
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