Die Ostschweizerin Gisela F.* (59) verlor nach dem Porno-Skandal um ihren Chef ihren Job bei der Brauerei Schützengarten AG. Die Sekretärin musste jahrelang das sexuelle Fehlverhalten ihres Vorgesetzten, der Pornos im Büro schaute und dabei masturbierte, ertragen. Als sie das Problem im Jahr 2021 ansprach, musste die Sekretärin ihren Arbeitsplatz räumen – der Chef durfte vorerst bleiben. Erst nachdem Blick den Skandal publik gemacht hatte, entliess ihn das Unternehmen.
In einer Medienmitteilung schrieben Schützengarten-Verkaufsdirektor Kurt Moor und der Geschäftsleitungsvorsitzende Reto Preisig: «Es tut uns ausserordentlich leid, dass die Mitarbeiterin belästigt und ihr gekündigt worden war. Das war im Nachhinein betrachtet falsch und hätte so nicht passieren dürfen.» Nach der Aufdeckung des Skandals habe man jedoch alles unternommen, um den Fehler wiedergutzumachen.
«Äusserst überraschend und unerklärlich»
Am selben Tag liess die Firma auch ein Schreiben an die Aktionäre raus. Dieses liegt Blick vor. Darin versucht die Firma noch einmal, sich zu erklären.
«Arbeitsrechtlich haben wir alles sehr korrekt gelöst», steht da. Gleichzeitig räumen die Verantwortlichen ein, dass «die moralische Seite» bei solchen Vorfällen wichtiger sei als die rechtliche. Aus diesem Grund würde man die volle Verantwortung übernehmen und sich entschuldigen.
Trotzdem klingt es so, als würden die Geschäftsführer versuchen, ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Sie schreiben, dass es «äusserst überraschend und unerklärlich» gewesen sei, dass sich die Angestellte erst so spät gemeldet hat.
In einem Schreiben der Geschäftsleitung an den Anwalt von Gisela F. aus dem Jahr 2021 tönte es noch anders. Damals hiess es, man könne nachvollziehen, dass die Frau erst nach Jahren ihre Beschwerde vorgetragen habe.
Die grösste Sorge des Unternehmens scheint ohnehin sein Ruf zu sein. «Wir setzen alles daran, mit verschiedenen Massnahmen zu erreichen, dass uns diese negative Medienpublizität möglichst wenig schaden wird.»
Gisela F. will ihren Job zurück
Ein Anruf bei Gisela F. gehört offenbar nicht zu den Massnahmen. «Es haben sich alle bei mir gemeldet – nur Schützengarten nicht», sagte die Frau als rauskam, dass ihr ehemaliger Vorgesetzter gefeuert wurde.
Öffentlich haben sich Schützengarten-Verkaufsdirektor Kurt Moor und der Geschäftsleitungsvorsitzende Reto Preisig zwar entschuldigt, das reicht Gisela F. aber nicht. «Eine persönliche Entschuldigung hätte ich gerne mal gehabt», sagt sie in einem weiteren Gespräch mit Blick. «Weder vom Betrieb von Schützengarten selbst, noch von meinem Chef kam eine Nachricht.» Von ihrem ehemaligen Arbeitgeber fordert sie: «Ich will meinen Job zurück.» (man)
* Name bekannt