Windchill-Effekt geht durch Mark und Bein
Erst die Bise macht die Kälte giftig

Die Schweiz erlebt ein eisiges Wochenende mit sonnigen Wetteraussichten. Mit der arktischen Kälte ist es allerdings bereits am Wochenanfang schon wieder vorbei.
Publiziert: 13.02.2021 um 09:26 Uhr
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Aktualisiert: 13.02.2021 um 13:04 Uhr
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Perfektes Bergwetter: Eine Skitourengängerin freut sich in Landquart GR am Freitag über die optimalen Schneebedingungen.
Foto: keystone-sda.ch
Marco Latzer

Die Schweiz schlottert. Schon in der Nacht auf gestern zeigte das Thermometer auch im Flachland verbreitet Temperaturen im zweistelligen Minusbereich an. In Schaffhausen wurden –9,9, in Basel-Binningen –11,6 und in Salen-Reutenen TG gar –12,4 Grad gemessen.

In den ohnehin frostigen Bergtälern war es, wie etwa in Samedan GR (–23,3 Grad), noch einmal bedeutend kälter. Grund: ein Hochdruckgebiet über Skandinavien. «Wir befinden uns am Südostrand davon. Das bringt uns eine Bisenströmung und kalte Luftmassen», erklärt Geraldine Zollinger (24), Meteorologin bei Meteonews.

Gefühlte Kälte macht uns zu schaffen

Die Bise sorgt für einen sogenannten Windchill-Effekt. Will heissen, dass sich draussen Lufttemperaturen von –3 Grad wegen des kalten Windes eher wie –10 Grad anfühlen. Die schöne Nebenwirkung: viele Sonnenstunden und lockende Berge!

Das arktische Schlotterwetter selbst bleibt dagegen aber mehr oder weniger auf dieses Wochenende begrenzt. «Schon auf den Montag hin kommen von Westen her mildere Luftmassen zu uns», so Zollinger.

Erstaunliche Kälteerkenntnis: Vor gut einem Monat, am Morgen des 15. Januar, war es schweizweit kälter als jetzt. Beim Flughafen in Kloten ZH wurden damals etwa –14,8 Grad gemessen. «Die Leute sind sich die Kälte wohl einfach nicht mehr gewohnt», vermutet Meteonews-Meteorologe Klaus Marquardt (46) mit Verweis auf die Klimaerwärmung.

Februar trotz Kälte noch immer zu mild

Und ergänzt: «Wir dürfen nicht vergessen, dass noch die erste Februarwoche im Schnitt massiv zu mild war. Auch jetzt sind wir noch immer über dem zu erwartenden Schnitt!» Marquardt veranschaulicht das auch mit der Anzahl der Eistage, an denen das Thermometer während der ganzen 24 Stunden im Minusbereich bleibt.

Um beim Beispiel des Zürcher Flughafens zu bleiben: Zu erwarten wären dort eigentlich vier Eistage pro Winter. Im Januar gab es einen, gestern den zweiten und heute folgt der dritte. Ob es noch für einen vierten Eistag reicht, muss sich erst noch weisen.

Abwechslungsreiches Wetter in durchschnittlichem Winter

Insgesamt erlebt die Schweiz einen durchschnittlichen, aber äusserst abwechslungsreichen Winter. Zu Beginn war er niederschlagsarm, ehe Mitte Januar der grosse Schnee in der Ost- und der Zentralschweiz kam. Dieser fiel anschliessend aber dem Föhn zum Opfer oder wurde vom Regen regelrecht weggespült. Erst jetzt wird es wieder ordentlich kalt.

Nur: Weil wir zwischenzeitlich wieder einmal einen «richtigen» Winter wie in den guten alten Zeiten erleben durften, ist die Situation für Meteorologen alles andere als aussergewöhnlich. Oder wie es Klaus Marquardt nüchtern formuliert: «Starke Schneefälle oder eiskalte Temperaturen während weniger Tage machen für sich alleine noch längst keinen rekordverdächtigen Winter!»


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