Wichtige Chemikalien werden wegen des Ukraine-Kriegs knapp
Der Schweiz droht eine Abfallkrise

Der Schweiz droht eine Abfallkrise. Aufgrund des Ukraine-Kriegs werden Chemikalien zur Luftreinigung knapp. Um eine Grenzwertüberschreitung zu vermeiden, müsste man den Betrieb der Kehrichtsverbrennungsanlagen einstellen.
Publiziert: 05.06.2022 um 14:43 Uhr
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Aktualisiert: 05.06.2022 um 21:43 Uhr
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Kommt es wegen des Ukraine-Kriegs zu einer Abfallkrise in der Schweiz? (Symbolbild)
Foto: Keystone

Der russische Krieg gegen die Ukraine bringt nicht nur Tod und Leid über seinen Nachbarstaat und verursacht eine weltweite Lebensmittelknappheit – auch wichtige Chemikalien, die in der Schweiz in Kehrichtsverbrennungsanlagen verwendet werden, sind knapp.

Wie die «SonntagsZeitung» schreibt, werden in den Verbrennungsanlagen etwa Ammoniaklösungen eingesetzt zur Rauchgasreinigung eingesetzt, um die Emissionen von Stickoxiden zu verringern. Der Haken: Um die Ammoniaklösungen herzustellen, braucht es viel Erdgas. Erdgas, das unter anderem aus Russland kam.

Ukraine-Krieg kann Abfallberge in der Schweiz verursachen

«Wir sind sehr besorgt», sagt Robin Quartier, Direktor des Schweizerischen Verbands der Betreiber von Abfallverwertungsanlagen zu der Zeitung. In Italien beispielsweise musste die Produktion bereits teilweise eingestellt werden – vorübergehend. «Ein Lieferstopp von russischem Erdgas würde die Situation stark verschlimmern. Wir befürchten, dass dann nicht mehr genug Ammoniak produziert wird».

Zwar könne man die Anlagen auch ohne Ammoniaklösungen betrieben werden, doch: «Dies hat aber Grenzwertüberschreitungen bei den Stickoxid-Emissionen zur Folge». Auf gut Deutsch: Die Belastung der Umwelt würde steigen. Die einzige Alternative: Den Betrieb der Kehrichtsverbrennungsanlagen einstellen. Die Folge: «Dann türmen sich aber die Abfallberge und das Risiko unkontrollierter Abfallbrände steigt.»

Bund und Kantone müssen Lösung finden

Auch bei der Zementproduktion wird auf die Chemikalie gesetzt. Und auch hier könnten die Grenzwerte ohne die Ammoniaklösungen überschritten werden. Stefan Vannoni, Geschäftsführer des Verbands Cemsuisse, erklärt gegenüber der «SonntagsZeitung»: «Es gilt im gesamtwirtschaftlichen und gesamtökologischen Sinne eine Interessenabwägung vorzunehmen.»

Das Thema beschäftigt nun auch die Politik. Bastien Girod, Präsident des Abfallverwertungsanlangen-Verbands und Grünen-Nationalrat, hat das Thema ins Bundeshaus gebracht. «Wir brauchen rasch einen Notfallplan», wird er zitiert. «Es besteht die Gefahr, dass wir plötzlich verschmutzte Luft einatmen müssen und in Abfallbergen versinken. Das gilt es unbedingt zu verhindern». Jetzt seien Bund und Kantone gefordert. (chs)

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