Tragödie von Fiesch VS an Heiligabend
Pistenbully-Fahrer war bekifft, als er das Grosi totfuhr

An Heiligabend kam es letztes Jahr in Fiesch VS zu einer Tragödie: Ein Grosi (†73) und ihre Enkelin wurden von einem Pistenfahrzeug erfasst. Die Seniorin kam dabei ums Leben. Nun wurde der Lenker verurteilt.
Publiziert: 08.11.2022 um 09:42 Uhr
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Aktualisiert: 08.11.2022 um 15:36 Uhr
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Schreckliches Unglück an Heiligabend 2021: In Fiesch VS wurden eine Rentnerin und ihre Enkelin von einem Pistenbully erfasst.
Foto: Luisa Ita

Beim Rückwärtsfahren passierte es: Ein Pistenfahrzeug erfasste am 24. Dezember 2021 in Fiesch-Kühboden VS um kurz vor 17 Uhr eine Grossmutter (†73), die mit ihrer damals zweijährigen Enkelin unterwegs war. Die Luzernerin wurde bei dem Unfall so schwer verletzt, dass sie noch vor Ort verstarb. Das Mädchen wurde mit lebensbedrohlichen Verletzungen ins Inselspital nach Bern geflogen.

Am Steuer des Pistenbullys sass ein damals 22-Jähriger. Vor der Tragödie hatte er Marihuana geraucht, wie jetzt aus dem Strafbefehl der Staatsanwaltschaft Oberwallis hervorgeht, berichtet der «Walliser Bote». Bei einer Untersuchung seines Blutes und des Urins kam raus, dass der Pistenbully-Fahrer gekifft hatte. Der THC-Wert war deutlich erhöht. Er hätte auf keinen Fall Auto fahren dürfen.

Unmittelbar vor dem Unfall habe er aber nicht geraucht, sondern zwei Tage zuvor, erklärte er den Ermittlern. Und überhaupt würde er nur höchstens dreimal in der Saison Cannabis konsumieren. Warum der Wert dennoch so hoch war, erklärte er nicht. Hinzukommt: Als er rückwärtsfuhr, telefonierte er mit einem Kollegen über ein Headset.

«Unfall hätte verhindert werden können»
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IG Fiescheralp:«Unfall hätte verhindert werden können»

Er hätte das Grosi und ihre Enkelin sehen können

Der Bullyfahrer wurde unter anderem wegen fahrlässiger Tötung, fahrlässiger schwerer Körperverletzung und des Fahrens in fahrunfähigem Zustand verurteilt. Neben einer bedingten Geldstrafe muss er eine Busse von 900 Franken zahlen. Dazu kommen die Verfahrenskosten, die sich auf 8050 Franken belaufen. Da der Bullyfahrer nicht gegen den Strafbefehl vorgegangen ist, ist das Urteil rechtskräftig.

Laut der Staatsanwaltschaft befanden sich das Grosi und ihre Enkelin im toten Winkel, als das Pistenfahrzeug rückwärtsfuhr. Nichtsdestotrotz hätte er die beiden Personen auf der Rückwärtskamera sehen können. Der damals 22-Jährige hätte auch bemerkt, dass sich das Heck angehoben und wieder gesenkt hatte. Er habe sich aber nichts dabei gedacht, da dies öfters vorkomme, wenn er über einen Schneehaufen fahre.

Erst nachdem er abgestiegen war und hinter dem Pistenbully gestanden hatte, habe er gesehen, was er angerichtet habe. Für die Seniorin sei jede Hilfe zu spät gekommen. Das Mädchen konnte gerettet werden. Laut der Staatsanwaltschaft werde sie sich von den schweren Verletzungen erholen.

Massive Kritik nach dem tragischen Unfall

Der Staatsanwaltschaft sei bewusst, dass der Pistenbully-Fahrer die «beiden Personen nicht gefährden, verletzen oder gar töten» wollte, heisst es im Strafbefehl laut dem «Walliser Boten». Er habe aber durch den Cannabis-Konsum und durch das Telefonieren das Fahrzeug nicht mit voller Aufmerksamkeit gesteuert. Er sei abgelenkt gewesen und hätte einen Kollegen beim Rückwärtsfahren um Hilfe bitten können. Am Ende verlor eine Frau ihr Leben und ein junges Mädchen wurde schwer verletzt. Dafür wurde der Pistenbully-Fahrer nun verurteilt.

Die IG-Fiescheralp übte nach dem tragischen Unfall massive Kritik. Sie habe mehrmals vor der Gefahr gewarnt, sei aber bei den Behörden «auf taube Ohren» gestossen, schrieb Präsident Peter Koch in einer Mitteilung. Das Problem bestehe darin, dass man gezwungen sei, den Platz vor dem Fahrzeugdepot zu queren, wenn man den Güsel entsorgen wolle.

Der Fiescher Gemeindepräsident, Bruno Margelisch (56) wehrte sich gegen die Vorwürfe. «Der IG ging es in der Vergangenheit vor allem um die Distanz von den Ferienchalets bis zur Entsorgungsstelle und das Thema Schneefreiheit», sagte er zu Blick. Sicherheitsbedenken hätten dabei höchstens am Rande eine Rolle gespielt. (jmh)


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