Todesschütze von Sitten VS ist ein Serien-Stalker – Frauen packen aus
«Er hat Pseudo-Beziehungen mit mir erfunden»

Der Todesschütze von Sitten war den Behörden schon lange bekannt. Zeugen erzählen, dass er seit Jahren Frauen gestalkt und bedroht habe.
Publiziert: 13.12.2023 um 09:55 Uhr
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Aktualisiert: 13.12.2023 um 12:36 Uhr
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In Sitten wurden am Montag zwei Menschen durch Schüsse getötet.
Foto: keystone-sda.ch
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Melissa MüllerRedaktorin News

Am Montag erschoss Raphael B.* (36) in Sitten VS Tara C.* (†34) und David M.* (†41). Für seine Bekannten kam die Tat wenig überraschend. Sie malen das Bild einer tickenden Zeitbombe.

Wie «Le Nouvelliste» berichtet, war Raphael B. bereits in mehrere Verfahren verwickelt. Unter anderem werden ihm Beleidigung und Bedrohung vorgeworfen. Oliver Elsig, Staatsanwalt von Zentralwallis, bestätigt: «Es handelt sich hierbei um scheinbar harmlose Verfahren, von denen einige im Nachhinein ein anderes Licht bekommen.» Insbesondere, da Tara C. laut Canal 9 erst vor wenigen Monaten eine einstweilige Verfügung gegen ihren Killer erwirkte.

Gegenüber der Zeitung erzählen mehrere Zeuginnen, was sie mit B. durchmachen mussten. Eine junge Frau begegnete B. vor rund 15 Jahren. «Er hat Pseudo-Beziehungen mit mir erfunden und Dinge, die ich zu ihm gesagt hätte», sagt sie. Er habe sie mit Nachrichten und Anrufen belästigt. Einmal soll er sie sogar mit einem Auto verfolgt haben. 

«Er drohte, mein Leben zu ruinieren»

Nach einer mehrjährigen Pause tauchte B. erneut auf. «Er hinterliess Blumen und Briefe an meiner Tür. An einem Tag sagte er, er sei verliebt und am nächsten drohte er, mein Leben zu ruinieren.» B. soll zudem ihren Arbeitgeber und ihre Verwandten kontaktiert haben. Als sie schliesslich Anzeige erstattete, sagten Beamte ihr, die Aktionen seien «nicht häufig und nicht schwerwiegend genug», um etwas zu unternehmen. 

Eine weitere junge Frau erzählt, dass B. den direkten Kontakt zu seinen Opfern meidet und sie mit Fake-Profilen über soziale Medien kontaktiert. «Er war schlau und wusste, wie weit er gehen konnte, um unter dem Radar zu bleiben.» Auch sie hatte Probleme mit B., wie «die meisten Mädchen in seiner Nähe». 

Laut der Zeugin wirkte B. zunächst freundlich und schüchtern. «Dann änderte sich das. Er schrieb mir viel und folgte mir im Auto.» Zudem kontaktierte er mehrere Facebook-Kontakte der jungen Frau, welche ebenso Anzeige erstatten wollte. «Aber der örtliche Polizeibeamte sagte mir, dass es dafür nicht genügend Beweise gab. Vielleicht hätte ich es tun sollen. Dass er so lange unbemerkt blieb, macht mich wahnsinnig.» 

Als «weisser Wolf» bekannt

Eine dritte Frau erzählt der Zeitung, dass sie über ein Automobil-Onlineforum mit B. in Kontakt kam. «In diesen Foren war er als der weisse Wolf bekannt. Ich wurde gewarnt, vorsichtig zu sein, weil er schon früher Mädchen belästigte. Es kam ziemlich schnell zu sexuellen Bemerkungen», so die Frau. Doch auch Männer sollen dort von B. bedroht worden sein, angeblich ohne Auslöser. «Wir haben uns alle gesagt, dass er nicht ganz sein eigener Herr ist, aber dass er sich niemals ausleben würde.» 

Auch im Ausland sorgte B. für Probleme. Mit einer französischen Werkstatt soll er seit Jahren Streit haben. Ein Mitarbeiter berichtet: «Von dem Moment an, als er sein Auto zurückbekam, belästigte er uns online. Er hat falsche Profile erstellt, um die Garage zu diffamieren. Er hat uns sechs Jahre lang nicht in Ruhe gelassen.» 

*Namen geändert

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