Herumliegender Abfall, Fäkalien im See und genervte Anwohner. Das bekommt man zu hören, wenn man sich im Walliser Obergoms nach Wild-Campern umhört. «Sie zerstören das Bild des idyllischen Wallis», sagt Peter Imwinkelried (50) zu Blick. Und er ist nicht der Einzige, der sich nervt.
Es sei ein grosses Problem, das die ganze Region betreffe. Den Grimselpass, den Nufenen und auch die Furka. «Da gibt es richtige Konvois von Campern. Sie sind in jeder Ecke», so Winkelried. Sie alle würden die Aussicht geniessen wollen, was der Gommer auch voll und ganz verstehe. «Es ist wunderschön, natürlich darf hier jeder anhalten.»
Anhalten, ein Foto machen, die Natur geniessen – und weiterfahren. Die Parkplätze auf den Pässen seien keine Campingplätze, betont Imwinkelried. «Es hat da keine Toilettenanlagen, und das braucht es auch nicht. Es gibt genügend offizielle Campingmöglichkeiten im Tal.»
«Sie denken, die Welt gehöre ihnen»
Gerade in der Hochsaison gebe es aber viele, die dennoch hier wild campen würden. Schlecht ausgerüstet, nur mit Zelt oder Van. «Wir konnten beobachten, wie sie ihre Geschäfte einfach in den See verrichten», ärgert sich Imwinkelried. «Ausserdem liegt immer wieder Abfall bei uns im Tal, den wir dann verräumen müssen. Es ist eine Frechheit.»
Der «Walliser Bote» berichtete zuerst über das Camper-Problem und sprach für die Recherche auch mit Edith Imwinkelried. Sie ist bereits in zweiter Generation Betreiberin des Kiosks auf dem Nufenenpass und kennt die Problematik mit den Wildcampern aus nächster Nähe. Vor ihrem Kiosk stünden in der Hochsaison jeweils über 20 Wildcamper herum. «Viele lassen ihren Abfall liegen und machen ihr Geschäft in der Natur. Das sind keine Zustände mehr.»
Ihr bleibt dann nichts anderes mehr übrig, als zusammen mit den Angestellten eines nahe gelegenen Restaurants den Abfall einzusammeln und zu entsorgen. «Klar, es gibt nette und anständige Wildcamper. Doch die meisten sind arrogant und denken, dass ihnen die Welt gehöre», sagt Edith Imwinkelried. Ihr Geschäft profitiere davon kaum, auch sie fordert Massnahmen.
Anwohner fordern Verbot
Die Gemeinde Obergoms kenne das Problem. Die Alpenpässe seien aber «im Hoheitsgebiet» des Kantons, die Gemeinde könne da keinen Einfluss auf die Wildcamper nehmen. Im Gemeindegebiet würde man allerdings handeln. «Wir müssen uns gemeinsam Gedanken machen, um das Problem besser in den Griff zu bekommen», sagt Gemeindepräsident Patric Zimmermann zum «Walliser Boten». Eine Idee: Wildcampen in das neue Polizeireglement einfliessen lassen.
Für Peter Imwinkelried ist klar, dass jetzt Massnahmen benötigt werden. Er fordert ein kantonales Verbot für Wildcamper. «Momentan gibt es keine Regeln, nur der persönliche Anstand. Und der wird von einigen missbraucht.» Er appelliert an die Camper: «Bitte habt Respekt vor Natur und den Mitmenschen.»