Darum gehts
- Missbrauchsfälle an Schweizer Missionsschule: Staatsanwältin will alle Betroffenen anhören
- Spiritaner-Orden bittet um Vergebung für begangene Taten und unzureichende Reaktion
- Rund 2600 Spiritaner arbeiten heute weltweit in 57 Ländern
Die Staatsanwältin Beatrice Pilloud sagte am Samstag auf Anfrage von Keystone-SDA, sie wolle sich alle Parteien anhören. «Ich bin überzeugt, dass sich jetzt, da andere Zeugnis abgelegt haben, weitere ehemalige Schüler melden werden», sagte Gabriella Looser Friedli vom Unterstützungsverein Sapec zu Keystone-SDA.
Der erste Missbrauchsfall wurde am 21. März durch den Regionalfernsehsender Canal 9 öffentlich gemacht. Der Fernsehsender veröffentlichte die Aussage eines ehemaligen Schülers der Missionsschule St-Gingolph, der im Jahr 1982 als Zwölfjähriger von einem Spiritaner-Priester missbraucht worden sei. Die Tageszeitung «Le Nouvelliste» berichtete in der Samstagsausgabe über fünf weitere Opfer, die sich bei Sapec gemeldet haben.
«Respektiert die Würde des Menschen nicht»
Nach Angaben der Spiritaner ist der beschuldigte Priester mittlerweile verstorben. In einem auf ihrer Webseite veröffentlichten Schreiben baten die Ordensleute um Vergebung.
Sie seien sich der Schwere der von ihm begangenen Taten und des Leids, das die Opfer und ihre Familien ertragen müssten, bewusst, hielten sie fest. «Wir erkennen an, dass unsere Reaktion auf die Opfer dieser Missbräuche unzureichend und fehlerhaft war und dass dies die Würde des Menschen nicht respektiert», schreiben sie. Die Missionsschule schloss im Jahr 1982 ihre Türen.
Die sogenannte Missionsgesellschaft vom Heiligen Geist unter dem Schutz des Unbefleckten Herzens Mariens (kurz: Spiritaner) wurde 1703 gegründet. Nach eigenen Angaben arbeiten heute rund 2600 Spiritaner weltweit in 57 Ländern.