In diesen Hochhäusern war die Drogenbande aktiv
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Ghetto-Verhältnisse in Siders:In diesen Hochhäusern war die Drogenbande aktiv

Rekord-Drogenfund! Polizei warnt vor Ghetto-Verhältnissen im Wallis
Ist hier die Zentrale eines brutalen Drogenrings?

Ein Drogenring in Siders wurde zerschlagen. Die Polizei spricht von Rekordmengen und französischen Verhältnissen. Die Bande sei gut organisiert und brutal gewesen. Ein Augenschein vor Ort.
Publiziert: 19.02.2025 um 09:00 Uhr
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Aktualisiert: 19.02.2025 um 13:43 Uhr
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In Siders hat die Walliser Kantonspolizei einen grossen Drogenring zerschlagen. (Symbolbild)
Foto: DR

Darum gehts

  • Rekordmenge Drogen in Siders beschlagnahmt. Polizei spricht von Verhältnissen wie in französischen Vororten
  • Drogenring in Cité Aldrin aktiv, Bewohner fühlen sich jedoch sicher
  • 30 Personen festgenommen, darunter Minderjährige. Drogenumsatz über 4 Millionen Franken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Martin MeulReporter News

Die Walliser Kantonspolizei sprach von einer Rekordmenge. Über eine halbe Tonne Marihuana und zwei Kilo Kokain hatten die Drogendealer verkauft, die die Behörden im Jahr 2023 in Siders VS hochnahmen. Zwei Jahre später sprechen die Beamten von Verhältnissen wie in französischen Vororten mitten im Wallis.

18 Monate ermittelten die Beamten, dann klickten die Handschellen – bis heute wurden rund 30 Personen festgenommen, darunter auch Minderjährige, die in unterschiedlichen Rollen als Kuriere, Dealer oder Überwacher beteiligt waren. Eine Person sitzt noch immer in U-Haft. Der Drogenring war vor allem um die Cité Aldrin im Westen der Stadt tätig – eine in die Jahre gekommene Hochhaussiedlung, als sozialer Brennpunkt verschrien.

Ein Brennpunkt, aber ...

Die Cité Aldrin wurde Anfang der 1970er-Jahre gebaut. Benannt wurde sie nach Buzz Aldrin, US-amerikanischer Astronaut, der 1969 als zweiter Mensch den Mond betrat. Die beiden Hochhäuser waren als günstiger Wohnraum für die Arbeiterschaft gedacht. In den 250 Wohnungen sollten bis zu 500 Menschen leben können.

Mehr als 50 Jahre nach ihrem Bau sieht man den Hochhäusern ihr Alter an. Die Fassade könnte einen neuen Anstrich vertragen, die Gebäude strahlen trotz Sonnenschein eine gewisse Trostlosigkeit aus, auch als Blick sich an diesem sonnigen Dienstag einen Augenschein vor Ort verschafft. «Die Häuser sind ein Nest», sagt eine Passantin. Was genau sie damit meint, lässt sie offen. Die Türme haben einen schlechten Ruf, nicht erst seit gestern. Schon in den 1980er- und 1990er-Jahren gab es immer wieder Unfälle und schlechte Presse. Einmal schlachtete ein Mann in seiner Badewanne eine Ziege, die Polizei musste einschreiten.

Sicherheitsgefühl ist da

Vielen fällt es schwer, zu glauben, dass von der Cité Aldrin ein Drogenring operiert haben soll. Adeline Z.* (34) wohnt seit vier Jahren in einem Haus direkt daneben. Sie sagt zu Blick: «Die Polizei kommt ab und zu vorbei, aber was solls.» Die Mutter fühlt sich sicher im Quartier, Angst hat sie nicht. «Kinder können alleine zur Schule gehen. Die Tagesmutter meiner eigenen Kinder wohnt in der Cité. Meine Kinder sind also regelmässig dort drüben», sagt Z. Sie zeigt auf den Balkon, auf dem ihre Kinder gerade spielen. Einmal habe sie gesehen, wie jemand brennende Bälle von einem der Balkone geworfen habe. «Da kam dann die Polizei.» Ansonsten aber habe sie nie etwas Kriminelles gesehen.

Auch für die 84-jährige Irmgard P.* strahlen die Türme keinen Schrecken aus. «Ich lebe hier im Quartier seit 60 Jahren, ich habe mich immer sicher gefühlt», sagt sie zu Blick. Auch andere Passanten und Bewohnerinnen der Häuser haben nicht das Gefühl, in einem Hotspot der Kriminalität zu leben.

Wie in der Banlieue

Für die Walliser Kantonspolizei präsentiert sich die Sache ganz anders. Sie spricht von einer grossen kriminellen Energie und von Mengen, die im Wallis für Cannabisprodukte neu waren. Die Dealer macht richtig Kasse, sie nahmen über 4 Millionen Franken für Haschisch und mehr als 175'000 Franken für Kokain ein.

Nicht nur das. Der Walliser Polizeikommandant Christian Varone sagt: «Die Bande war perfekt organisiert, mit genau festgelegten Rollen für jedes Mitglied. Es gab Personen, die gezielt Gewalt anwendeten oder damit drohten, wenn es erforderlich war.» Zum Beispiel, wenn jemand nicht zahlte.

Es sind diese Muster, die der Polizei grosse Sorgen machen. «Was in Frankreich im Bereich der Betäubungsmittel passiert, schwappt langsam, aber sicher die Rhone hinauf», sagt Varone. Das müsse mit allen Mitteln und Härte verhindert werden. «Wir werden unsere gross angelegten Aktionen gegen die Drogenkriminalität intensivieren», kündigt Varone an.

Auch, weil es um den Schutz von Minderjährigen geht. 30 Prozent der Bande von Siders waren unter 18 Jahre alt. Varone: «Die Dealer setzen Minderjährige ein, weil sie wissen, dass sie strafrechtlich gesehen viel weniger riskieren als Erwachsene.» Das gelte es mit allen Mitteln zu verhindern.

Unterdessen trifft Blick zwei weitere Frauen, die gerade aus der Cité Aldrin kommen. «Drogen? Hier? Nie etwas bemerkt», sagen die beiden.

* Namen geändert 

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