«Der Papst entlässt einen Walliser Pfarrer in den Laienstand.» Das schreibt die Diözese aus Sitten am Sonntag. Dies wäre ein Novum in der Geschichte rund um sexuelle Missbräuche in der katholischen Kirche.
Der letzte Einspruch eines Priesters der Diözese, der wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen verurteilt worden ist, ist vom Vatikan abgelehnt worden. Der verurteilte Mann wird endgültig in den Laienstand zurückversetzt.
Merh zum Missbrauchsskandal in der Schweiz
Missbrauchsfall im Wallis
Kürzlich hatte eine Untersuchung die Schweiz erschüttert. Historikerinnen und Historiker der Universität Zürich hatten darin 1002 sexuelle Missbrauchsfälle innerhalb der katholischen Kirche aufgedeckt. Ein Fall entfiel auf das Wallis.
Der Priester wurde wegen pädophiler Verbrechen verurteilt. Vor einigen Tagen erfolgte nun die Reaktion des Papstes. Im Gespräch mit «Le Nouvelliste» sagt Pierre-Yves Maillard (55), Generalvikar der Diözese Sitten: «Man muss daran erinnern, dass nur Rom befugt ist, ein solches Urteil am Ende eines kanonischen Prozesses zu fällen.»
Die zivilrechtlich verjährten Taten wurden in einem kanonischen Prozess geahndet, in dem der Angeklagte zur Rückkehr in den Laienstand, zur Entschädigung der Opfer, zum Rückzug aus der Tätigkeit, die er im «Centre Suisse Immigrés» und ähnlichen Vereinigungen ausübte, sowie zur Übernahme der Kosten des kanonischen Prozesses verurteilt wurde.
«Von jedem Amt suspendiert»
Im Herbst 2022 hatte die Diözese in Sitten die Verstärkung von vorsorglichen Massnahmen gegen einen pensionierten Priester öffentlich gemacht. Der Pfarrer hatte sich wegen pädophiler Verbrechen an einem Geschwisterpaar Anfang der 1980er Jahre vor Gericht verantworten müssen. Konkret «war er von jedem Amt suspendiert und durfte an keiner kirchlichen Veranstaltung teilnehmen, auch nicht als einfacher Besucher einer Messe», erklärte Maillard auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Paul Martone, Kommunikationsverantwortlicher der Diözese Sitten, in einer Mitteilung: «Es handelt sich also um einen alten Fall, der bereits Gegenstand interner und externer Mitteilungen war und dessen Untersuchung in dem von den Schweizer Bischöfen in Auftrag gegebenen Bericht berücksichtigt wurde, der am 12. September in Zürich vorgestellt wurde.»
Priester will sich nicht erinnern können
Die Verurteilung des Mannes gestaltete sich schwierig. Rom brauchte mehrere Anläufe. Der Beschuldigte legte laut Bericht zweimal Einspruch ein, machte Verfahrensfehler geltend. «Im aktuellen Kontext stelle diese Antwort aus Rom eine klare Aufforderung dar, den Kampf gegen jede Form von Missbrauch in der Kirche entschlossen fortzusetzen», betont Diözesen-Sprecher Martone.
Da der Mann im Frühjahr 2023 eine letzte Berufung in Rom einlegte, wurden die vorsorglichen Massnahmen verlängert. Sein Name wurde dann im Sommer 2023 den Priestern der Diözese mitgeteilt, als sich herausstellte, dass sie nicht vollständig eingehalten wurden.
Da Rom das Urteil nun bestätigt hat und alle Rechtsmittel ausgeschöpft sind, wird der fragliche Priester endgültig von allen Amtshandlungen suspendiert und in den Laienstand versetzt.
Der Geistliche soll der Familie der Opfer nahe gestanden haben, heisst es im «Le Nouvelliste»-Bericht. Demnach habe der Priester sich nicht mehr an seine Taten erinnern können und gab an, er habe sich nie zu Kindern sexuell hingezogen gefühlt. (nad/SDA)
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