Im Oberwalliser Tourismus-Hotspot Bettmeralp stirbt das Handwerk aus. Schluss, aus und vorbei, heisst es nach 40 Jahren für Metzger Anton Franzen (64). Am Donnerstag wird er seinen Betrieb ein allerletztes Mal abschliessen. Mit seiner Pensionierung wird auch die Metzgerei passé sein.
Einen Nachfolger hat der passionierte Metzger nicht finden können – trotz langer und intensiver Suche. Ein Schild vor dem Laden kündet von den erfolglosen Bemühungen. Deshalb bleibt Franzen nichts anderes übrig, als sein Geschäft für immer zuzusperren.
Der Frust sitzt tief. Mit Blick will er nicht über die Angelegenheit reden. Fakt ist aber: Die Bettmeralp wird künftig keinen Metzger mehr haben. Wer Fleisch will, muss dieses bei einem der beiden Detailhändler vor Ort kaufen.
Auch der Bäcker sucht
Während die Metzgerei auf der Bettmeralp definitiv verschwinden wird, hat der ortsansässige Bäckermeister Beat Imhof (69) für seinen Betrieb noch Hoffnung. Zumindest ein bisschen. Auch er würde seinen Betrieb gerne in neue Hände geben. Seit rund 50 Jahren führt Imhof die Bäckerei inmitten des Dorfes. Angegliedert ist auch ein Café. Nach der Lehre stieg er 1973 in den väterlichen Betrieb ein. «Ich habe mein Leben der Bäckerei und dem Café gewidmet», sagt er. Mit bald 70 Jahren sei es aber Zeit, in den Ruhestand zu gehen.
Die Zukunft des Lebenswerks von Beat Imhof ist in grosser Gefahr. Denn auch für Imhof stehen die Chancen schlecht, einen Nachfolger zu finden. Es zeichnet sich ab, dass die Bäckerei auf der Bettmeralp das gleiche Schicksal ereilen könnte, wie die Metzgerei, die sich nur ein paar Hundert Meter weiter befindet. «Das ist sehr traurig», sagt Imhof. Der Bäckermeister kann seine Tränen nicht zurückhalten.
Anspruchsvolle Geschäftsbedingungen
Nicht, dass Imhof nicht versucht hätte, einen Nachfolger zu finden. Der Betrieb ist seit fast zwei Jahren auf der Homepage des Bäckermeisterverbands ausgeschrieben. Zusammen mit Dutzenden anderen im Land. Die Branche leidet – wie viele andere auch – unter einem Fachkräfte- und Nachwuchsmangel. «Es haben sich fünf Leute auf die Ausschreibung gemeldet», so Imhof. Doch diese kämen nicht infrage. Denn zum einen hätten sie keine Ausbildung als Bäckermeister, zum anderen fehle Erfahrung im Bereich Gastronomie, die es für die Leitung des Cafés bräuchte.
Beat Imhof weiss, dass sein Betrieb nicht der attraktivste für junge Bäckermeister ist. Er sagt: «Ein grosses Problem ist das Saisongeschäft.» Fast der gesamte Jahresumsatz müsse während vier Monaten im Winter verdient werden. Während dieser Zeit hat der Bäcker nie frei. Die Arbeit ist anstrengend. Ausserdem müsste ein potenzieller Nachfolger im Dorf wohnen, denn die Seilbahn vom Tal hinauf auf die Alp fährt in der Nacht nicht, dann, wenn Bäcker üblicherweise ihren Arbeitstag beginnen.
Gute Zahlen reichen nicht
Die Tourismusdestination erweist sich als Fluch und Segen zugleich. Das Geschäft laufe sehr gut. «Es ist nicht wie im Tal, wo die Detailhändler die kleinen Bäckereien verdrängen», sagt Imhof. Die Gäste seien in den Ferien durchaus bereit, auch etwas mehr Geld für Brot und Ähnliches auszugeben. Imhof verdiene gutes Geld, wie er sagt. Er beschäftigt insgesamt zehn Angestellte. «Das scheint heutzutage aber nicht mehr zu genügen», sagt er.
Der Bäckermeister plant nach einem anstrengenden Winter für zwei Monate in die Ferien zu fahren. Die kommende Wintersaison will er noch Brot für die Gäste der Bettmeralp backen, danach wird die Bäckerei wohl schliessen. «Es sei denn, es geschieht noch ein Wunder», sagt Imhof.