Britische Touristen sind geschockt über Gletscherschmelze am Rhonegletscher
«Ich musste tatsächlich weinen»

Duncan Porter und seine Frau besuchen im Abstand von 15 Jahren den Rhonegletscher im Wallis. Was sie zu sehen bekommen, hinterlässt einen tiefen Eindruck bei den beiden. Und zwar einen schlechten.
Publiziert: 06.08.2024 um 17:07 Uhr
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Aktualisiert: 07.08.2024 um 11:16 Uhr
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Das Bild aus dem Jahr 2009 des Ehepaar Porter hängt in ihrer Küche in Bristol.
Foto: zVg
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Martin MeulReporter News

Fast auf den Tag genau 15 Jahre trennen die beiden Fotos. Auf beiden Bildern steht das Ehepaar Porter aus dem englischen Bristol an exakt derselben Stelle auf der Aussichtsplattform beim Rhonegletscher im Wallis.

Damit enden die Gemeinsamkeiten der Fotos aber auch schon. Denn was im Hintergrund der beiden zu sehen ist, lässt nur einen Schluss zu: Hier stirbt ein Gletscher!

Gewaltiger Volumenverlust

Während auf dem 15 Jahre alten Bild der Rhonegletscher sich noch majestätisch direkt hinter den beiden ausbreitet, haben sich die Eismassen auf dem aktuellen Bild Hunderte Meter zurückgezogen. Das neue Bild wird dominiert vom See an der Gletscherzunge, dessen Bildung in den Jahren 2006/07 begonnen hat.

Was der Klimawandel dem Rhonegletscher angetan hat, war für Duncan Porter (47) ein Schock. «Ohne zu lügen, ich musste tatsächlich weinen», sagt er zu Blick. «Die letzten 15 Jahre haben den schönen Gletscher richtig verwüstet.» Im Jahr 2009 besuchen Porter und seine Frau Helen den Gletscher zum ersten Mal, sie sind auf einer Tour durch Europa. «Das Foto von damals ist eines der schönsten, das wir je gemacht haben», sagt Poter. Noch heute hängt es in der Küche der Familie in Bristol.

In diesem Jahr wollten die beiden den Trip von damals mit ihren inzwischen geborenen Kindern wiederholen, inklusive des Fotos am Rhonegletscher. «Das neue Bild aber ist nicht mehr so schön wie das alte. Und das liegt nicht daran, dass wir älter geworden sind», so Porter. Ob er das neue Foto auch in der Küche aufhängen wird, weiss der Brite noch nicht. «Wenn überhaupt als Warnung dafür, was mit unserem Planeten gerade los ist.»

Es wird wohl nicht besser

Auch für den Walliser Glaziologen David Volken (45) ist die Gletscherschmelze am Rhonegletscher alarmierend. «Jedes Mal, wenn ich sehe, wie viel Eis wieder verloren gegangen ist, ist das ein Schock», sagt er zu Blick. Und der Gletscherexperte hält auch fest, dass auch dieses Jahr dem Rhonegletscher wieder zusetzen wird. Die Gründe: eine teilweise sehr hohe Schneefallgrenze und überdurchschnittlich hohe Temperaturen. «Der teils nasse Frühling darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es im langjährigen Mittel zu warm ist», so Volken.

Die dicke Schneedecke aus dem Winter ist inzwischen verloren. Volken sagt: «Auch dieses Jahr werden unsere Gletscher wieder an Volumen einbüssen.» Der Glaziologe schätzt den Verlust auf ein bis drei Prozent. «Es wäre falsch zu meinen, dass dieses Jahr ein gutes für die Gletscher ist», betont er, auch wenn die Schmelze 2024 wohl nicht ganz so heftig ausfallen wird, wie in den beiden vergangenen Jahren. 2022 und. 2023 gingen insgesamt etwa zehn Prozent des Eises verloren.

Geht es so weiter, rät Volken den Porters ab, in 15 Jahren nochmals wieder zum Rhonegletscher zu kommen. «Dann wird an der Stelle, an der das Paar steht, wohl gar kein Eis mehr zu sehen sein», so der Gletscherexperte.

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