Das hatte sich Michèle C.* (24) aus Ried-Brig VS anders vorgestellt. Zu ihrem 24. Geburtstag will sie mit mehreren Freundinnen in Zürich Party machen. Mit dem Zug geht es vom Wallis aus zum Zürcher Hauptbahnhof. Von dort begeben sich die drei Frauen direkt in einen Club. «Wir hatten eine tolle Zeit», sagt C. zu Blick.
Um sich vor der Rückfahrt ins Wallis erholen zu können, hat C. ein Airbnb in der Nähe des Letzigrundstadions für 250 Franken angemietet. Der Schlüssel sei laut Internetseite in einer Box hinterlegt. Ein Check-in brauche es laut den Informationen auf der Website nicht. Als die drei Frauen mit dem Taxi unterwegs zur Unterkunft sind, denken sie nicht daran, dass mit ihrer Herberge etwas nicht stimmen könnte.
Kein Schlüssel, keine Unterkunft
Entsprechend gross ist der Schock, als C. und ihre Freundinnen beim gebuchten Nachtlager ankommen. Mit dem Code, den sie vom Vermieter per Mail geschickt bekommen haben, lässt sich die Schlüsselbox nicht öffnen. Geistesgegenwärtig hält C. die vergeblichen Versuche mit dem Handy fest. Es ist 3 Uhr in der Nacht.
«Wir haben es unzählige Male probiert, haben kontrolliert, dass wir an der richtigen Adresse sind», so C. Die Verzweiflung wächst, die drei Frauen klingeln bei allen Bewohnern des Hauses. «Wir wollten wenigstens ins Treppenhaus.»
Jemand öffnet ihnen. «Als wir drinnen waren, gingen wir hinein und klingelten bei unserer vermeintlichen Unterkunft», erzählt C. Ein englischsprachiger Mann öffnet, erklärt den Frauen, dass seine Wohnung kein Airbnb sei. Den drei Frauen bleibt nicht anderes übrig, als draussen vor dem Haus ihr Nachtlager auf einem Parkplatz aufzuschlagen. «Das war schon sehr ärgerlich.»
Im Treppenhaus geschlafen
Die drei Frauen versuchen auf dem Parkplatz Schlaf zu finden, doch das klappt schlecht. «Unsere Gespräche haben schliesslich den Hauswart aufgeweckt», so C. Der Mann hat Mitleid mit den Frauen, lässt sie ins Haus, damit sie im Treppenhaus übernachten können.
Gegen 5.30 Uhr machen sie die Frauen auf zum Hauptbahnhof. «Schlussendlich sind wir dann doch mit dem ersten Zug zurück ins Wallis gefahren.» Während der Zugfahrt versucht C. den Vermieter zu kontaktieren, doch der nimmt nicht ab. Er meldete sich erst Stunden später. C. schildert ihm die Situation, fordert ihr Geld zurück, stösst aber auf Ablehnung. Sie seien wohl zu betrunken gewesen, um den Code richtig einzugeben, so die Erklärung des Vermieters. C. verweist auf das Video, das sie von den Eingabeversuchen gemacht hat. «Das Geld wollte der Mann nicht zurückzahlen, schliesslich habe er den Aufwand gehabt», erzählt die Sozialarbeiterin.
Wenigstens Geld zurückbekommen
Die junge Frau wendet sich direkt an Airbnb. Dort geht alles ganz schnell. Nachdem sie das Video von der erfolglosen Eingabe des Codes an den Kundendienst geschickt hat, erhält sie wenig später ihr Geld zurück. «Ich bin so froh, dass ich dieses Video gemacht habe», sagt sie. Eine Massnahme, zu der sie allen rät, die Probleme mit ihrem Airbnb haben.
Trotz all dem Ärger hadert die Walliserin inzwischen nicht mehr mit der Nacht in Zürich. «Meinen 24. Geburtstag werde ich so schnell nicht mehr vergessen», sagt sie und lacht.
Derweil sind die Erfahrung von Michèle C. offenbar kein Einzelfall. Auch andere Gäste haben mit derselben Wohnung schlechte Erfahrungen gemacht. So schreibt eine Userin auf der Airbnb-Seite: «Bei unserer Ankunft gab es keinen Schlüssel und keine Antwort am Telefon.» Ein anderer Gast schreibt: «Der schlimmste Gastgeber aller Zeiten.»
Airbnb und der Vermieter, bei dem es sich um eine internationale Airbnb-Verwaltungsgesellschaft mit Sitz in Genf handelt, liessen eine Anfrage von Blick unbeantwortet. So bleibt unklar, ob es sich bei der ganzen Sache lediglich um ein Versehen seitens des Vermieters handelt. Denn gemäss Kommentaren schienen andere Gäste in der Wohnung übernachtet zu haben. Kurz nach der Anfrage verschwand unterdessen das Inserat für die Wohnung von der Homepage von Airbnb.
*Namen bekannt