Am 28. Oktober poltert der Westschweizer Corona-Skeptiker François de Siebenthal (66) auf Twitter noch gegen «Wahlbetrug». Dann passiert auf seinen Social-Media-Kanälen plötzlich nichts mehr. Als ihn das Westschweizer Fernsehen RTS für die Sendung «Mise au Point» interviewen will, geht de Siebenthal eine Woche lang nicht ans Telefon. Wo steckt der bekannte Massnahmen-Kritiker?
Der Westschweizer machte in der Vergangenheit unter anderem mit der Behauptung von sich reden, das Coronavirus sei nicht gefährlicher als eine Grippe. Wie die Zeitung «24 heures» berichtet, befindet sich de Siebenthal derzeit auf der Internsivstation des Universitätsspitals Lausanne (Chuv). Offiziell wegen Erschöpfung. Doch der wahre Grund sei offenbar, dass er sich mit dem Coronavirus infiziert habe und schwer an Covid-19 erkrankt sei.
Prognose sei optimistisch
Aus de Siebenthals Umfeld heisst es gemäss «24 Heures»: «Er ist einfach erschöpft.» Es werde «zu gegebener Zeit über seinen Kampf und seinen Gesundheitszustand» informiert. Aber de Siebenthal werde bald zurück sein.
Ein enger Freund erklärte Anfang Woche gegenüber «Mise au Point», de Siebenthal sei aufgrund von Komplikationen im Zusammenhang mit Covid-19 ins künstliche Koma versetzt worden. Doch die Prognose sei optimistisch. Dass sich de Siebenthal auf der Intensivstation befindet, wird durch Nachrichten in seinem Telegram-Kanal «1291» bestätigt.
François de Siebenthal verkörpert den Widerstand gegen die Corona-Massnahmen im Kanton Waadt wie kaum ein zweiter. In den vergangenen Monaten etablierte er sich als eine der zentralen Figuren des Protests gegen das Covid-Gesetz und konnte zahlreiche Gleichgesinnte mobilisieren. Die Impfung hat er stets abgelehnt.
Der studierte Ökonom und ehemalige Banker bezeichnet sich selber als «Spiritualist». 2003 kandidierte er als Parteiunabhängiger und amtierender Konsul der Philippinen für den Waadtländer Regierungsrat. Gegenüber der Zeitung «Le Temps» sprach er damals von «Freimaurerorden und anderen Geheimgesellschaften, die die Mittelklasse auslöschen und ihre Netzwerke ins Milieu der höchsten Beamten des Waadtländer Staates ausdehnen wollen».
Initiator der Vollgeld-Initiative
Wegen seiner Äusserungen erhielt de Siebenthal zahlreiche Drohungen, unter anderem fand er eines Tages einen nicht gezündeten Molotowcocktail vor seinem Büro. Die Kandidatur für den Regierungsrat scheiterte.
Landesweite Bekanntheit erlangte er als Initiator der im Juli 2018 vom Stimmvolk abgelehnten Vollgeld-Initiative. François de Siebenthal kandidierte 2019 erfolglos für den Nationalrat. Zudem sorgte er mit der Lancierung einer Initiative gegen die Swiss-Covid-App für Schlagzeilen. (noo)
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