Tiefrot gefärbte Börsen: Die Kurse der Leitindizes der grossen Aktienmärkte in Asien, Europa und Amerika zeigen am Freitag in eine Richtung – nach unten! Auch der Schweizer SMI verliert am letzten Tag der Woche über 2 Prozent. Der deutsche Leitindex Dax knickte um 4,1 Prozent ein. Europa erlebt einen Kurssturz wie zuletzt beim Börsen-Crash im März 2020, als die erste Pandemie-Welle rollte.
In Europa mit grosser Spannung erwartet wurde der Börsenstart in den USA am Freitagnachmittag. Der amerikanische Leitindex Dow Jones rutschte denn auch sofort mehr als 2 Prozent ins Minus. Die grössten Verlierer: Airlines und Anbieter von Kreuzfahrten. Dafür legten die Impfstoffhersteller Pfizer um 7 Prozent und Moderna gar um 20 Prozent zu. Klar ist: Die Rückkehr nach dem Thanksgiving-Feiertag haben sich viele New Yorker Anleger wohl anders vorgestellt.
Grund für die Talfahrt im Wertpapierhandel ist die neue Corona-Mutante Ny. Ein Börsenhändler kommentiert besorgt: «Mitten in die vierte Welle hinein taucht eine neue Variante auf.» Experten befürchten, dass die Variante wegen ungewöhnlich vieler Mutationen hoch ansteckend sein könnte und den Impfschutz womöglich leichter durchdringt. Laut Marktbeobachter dürften die europäischen Märkte, die durch die derzeit grassierende vierte Covid-19-Welle bereits unter Druck stehen, noch stärker zu spüren bekommen.
Flughafen Zürich und Dufry stürzen ab
Die Wertpapiere der UBS, Swiss Re und der Credit Suisse gehören zu den grössten Verlierern. Die CS-Aktie ist wieder wenig als 9 Franken wert! Die beiden Uhrenhersteller Swatch und Richemont verlieren ebenfalls an Wert. Sie sind stark vom ausländischen Geschäft und vom Tourismus abhängig. Ganze 12 Prozent im Minus ist der Reisedetailhändler Dufry. Und der Flughafen Zürich verliert 6,5 Prozent.
Zulegen kann indes Logitech. Das Unternehmen verkauft Computer-Zubehör. Gefragte Güter im Homeoffice. Die Aktie von Lonza steigt 3 Prozent. Die Firma hat mit Moderna eine Kooperation bei der Covid-Impfstoffproduktion.
Kleinanleger sollten mit Verkaufen abwarten
Überreagiert der Markt? «Die Meldung über eine neue Variante des Coronavirus kommt für die Börse an einem unglücklichen Tag», sagt Thomas Stucki, Anlagenexperte der St. Galler Kantonalbank, zu Blick. Am Donnerstag war in den USA Thanksgiving. An diesem Feiertag ist die Wall Street geschlossen. Viele professionelle Investoren machen die Brücke und arbeiten heute nicht.
Deshalb überrascht es Stucki nicht, dass der Ausschlag so stark ist. «Die Börse neigt zudem generell dazu, auf negative Meldungen kurzfristig zu stark zu reagieren.»
Der Börsenexperte rät Kleinanlegern davon ab, heute Wertpapiere zu verkaufen. «Es lohnt sich, mal ruhig die nächsten Tage abzuwarten.» Für Stucki sind solche Tage eher Kaufgelegenheiten bei Aktien, die sehr viel verlieren. (gif/nim)