Auch elf Tage nach dem starken Unwetter in La Chaux-de-Fonds dauern die Aufräumarbeiten an. Beim Sturm wurden rund 4500 Gebäude beschädigt, die nun repariert werden müssen. Nebst der Armee sind zahlreiche Freiwillige im Einsatz, aber auch Betrüger machen sich die Not der Einwohner zunutze.
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Scheinunternehmen fahren durch die Stadt und bieten den Anwohnern ihre Dienste an. Dabei geben sie sich als Behördenvertreter oder Unternehmer aus, die Reparaturen an Dächern sowie Aufräumarbeiten durchführen. Die Opfer werden überrumpelt und sollen gleich im Voraus mit Bargeld bezahlen. Die Betrüger lassen sich daraufhin nicht mehr blicken, berichtet der Westschweizer Sender RTS.
Schon 30 Anzeigen eingegangen
Die Betrüger gehen dabei äusserst schamlos vor. «Sie sind direkt auf unser Dach gestiegen, ohne um Erlaubnis zu fragen. Das ist also sehr dreist», erzählt Katia Droz aus La Chaux-de-Fonds dem RTS. Ihre Schwester schickte die Betrüger dann weg vom Grundstück. Die Frau ist erstaunt, wie schnell Betrüger aus der Notsituation Profit schlagen.
In vielen Fällen konnten die Betrüger den Opfern jedoch Geld abknöpfen. Schon mehrere tausend Franken erbeuteten die Scheinfirmen. Die versprochenen Arbeiten wurden dabei nie ausgeführt, von den Betrügern fehlte nach der Zahlung jede Spur. Bereits 30 Anzeigen sind bei der Polizei in nur einer Woche eingegangen.
Drei Täter festgenommen
Die Polizei hat daraufhin Massnahmen ergriffen. Bestimmte Quartiere werden nun besser überwacht und auffällige Fahrzeuge werden kontrolliert. Die Neuenburger Gebäudeversicherung ECAP empfiehlt im RTS, mit bekannten Handwerksbetrieben zusammenzuarbeiten. Ausserdem soll man Arbeiten immer erst im Nachhinein und per Rechnung bezahlen. Die Polizei konnte bereits drei mutmassliche Täter von solchen Betrugsfällen verhaften.
Auch ohne Betrüger sind die Schäden des Unwetters enorm: Die kantonale Gebäudeversicherung ging bisher von einer Schadenssumme an Gebäuden zwischen 70 bis 90 Millionen Franken aus. Die Gesamtkosten des Sturms dürften aber noch viel höher ausfallen. Nicht eingeschlossen sind nämlich Schäden, die von Privat- und Hausratsversicherungen gedeckt werden. (jl)