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Nach Unwetter in Cressier NE:«Die grosse Solidarität rührt mich zu Tränen»

Nach den Verwüstungen rückt Cressier NE zusammen
«Die grosse Solidarität rührt mich zu Tränen»

Riesige Wassermassen sind letzten Dienstag durch Cressier NE geflossen und haben eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Nun wird das Dorf von einer Solidaritätswelle überrollt: Viele Freiwillige helfen beim Aufräumen und unzählige Spenden sind eingetroffen.
Publiziert: 29.06.2021 um 13:01 Uhr
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Aktualisiert: 29.06.2021 um 15:57 Uhr
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Das Ehepaar Gyger in Cressier NE steht vor einem Scherbenhaufen: Ihr Keller wurde letzten Dienstag wegen dem Unwetter überschwemmt.
Foto: Luisa Ita
Luisa Ita

In Cressier NE ist nichts mehr, wie es einmal war. Seit dem heftigen Unwetter von letzter Woche sind grosse Teile des Dorfes zerstört. Nicht zerstört wurde jedoch der Zusammenhalt der Bevölkerung – im Gegenteil. Nachbarschaften sind gewachsen, sogar Freundschaften sind entstanden. Die Katastrophe schweisst die Dorfbewohner zusammen. Das bestätigt jeder im Dorf.

«Letzte Woche war mir noch zum Weinen zumute, jetzt kann ich schon fast wieder lachen», meint der dankbare Raymond Fuchs (70), dessen Keller und Garten von der Schlammlawine verwüstet wurden. «Es kamen so viele Menschen, die helfen wollten. Mittlerweile sieht der Garten fast wieder so aus, wie er vorher war.» Nach getaner Arbeit habe man dann bis spätabends zusammen Wein getrunken.

«Ohne Soldaten wären wir immer noch im Schlamm»

Auch die Armee zeigt sich solidarisch. Mit 200 Soldaten baggert sie seit Samstag das Flussbett aus, um bei weiteren starken Regenfällen einen neuen Schlamm- oder Materialfluss ins beschauliche Örtchen zu vermeiden.

Tag und Nacht würden die Armeeangehörigen schuften, erzählt Jean-Louis Gyger (75): «Sie arbeiten in Schichten. Ich möchte ihnen wirklich danken dafür. Ohne die Soldaten würden wir immer noch im Schlamm feststecken.»

Nachbarschaftshilfe wird grossgeschrieben

Wie Fuchs spürt auch Gyger die grosse Hilfsbereitschaft der Bevölkerung. Er meint: «Die grosse Solidarität rührt mich wirklich zu Tränen.» Auch er und seine Frau Brigitte Gyger (70) zeigen Herz: «Das Wasser im Dorf darf man derzeit noch nicht trinken und die meisten haben auch kein warmes Wasser. Wir hingegen haben Glück und können warm duschen. Deswegen kommen die Nachbarn zu uns, um sich zu waschen.»

Anwohnerin Huguette Gi (63) steht in ihrer zerstörten Studiowohnung, die sie erst letzten Dezember ausbauen liess. «Die Nacht des Unwetters war der Horror. Aber jetzt haben wir sehr viel Hilfe. Wir kriegen Kleider, etwas zu essen und Wasser von der Gemeinde. Ich könnte weinen, das ist wirklich aussergewöhnlich», meint die Hausfrau.

Gratis-Essen und unzählige Spenden

Tatsächlich verköstigt Beizer Leonardo Pereira (28) zurzeit alle Dorfbewohner und Arbeiter gratis. Er sagt zu Blick: «Das war meine Idee und ich bezahle viel selbst. Jedoch habe ich auch Spenden erhalten.»

Auch das provisorische Spendenzentrum in der alten Post überquillt fast: Es türmen sich Teigwaren, Hygieneartikel und auch Pfannen. Elena Paiano (58) aus Corcelles BE arbeitet hier ehrenamtlich: «Ich habe in der Zeitung von dem Unglück gelesen und habe dann meine Hilfe angeboten. Ich finde den Gedanken der Solidarität sehr wichtig und es berührt mich, wie der hier gelebt wird.»

Es droht schon wieder ein Gewitter!

Besorgt blickt Cressier aber am Montagabend auf den Wetterradar: Schon wieder drohen starke Gewitter! Doch diesmal ist man besser vorbereitet. «Wir haben jetzt die Türe mit einem Brett verbarrikadiert und Sandsäcke aufgestapelt», so Jean-Louis Gyger. Sein Nachbar Raymond Fuchs hat ebenfalls ein wenig Respekt und rüstet sich: «Aber ich bin optimistisch.»

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