Ein Luchsrudel, bestehend aus drei Geschwistern, wurde zum ersten Mal im Herbst 2021 in Frankreich gesichtet – was dabei auffiel: Alle drei hatten keine Ohren. Der Naturfotograf Alain Prêtre schaffte es, einen der Luchse im Februar dieses Jahres zu fotografieren. Das Tier befand sich zu diesem Zeitpunkt im Jura, nahe der Grenze zu Frankreich. Gegenüber Arcinfo erklärte Fridolin Zimmermann von der Kora-Stiftung, die die Entwicklung der Luchse in der Schweiz erforscht, was es damit auf sich hat.
Laut Zimmermann handelt es sich bei der Fehlbildung um die Folgen von Inzucht. Diese stellt mittlerweile ein grösseres Problem dar, da in den 70er- und 80er-Jahren zu wenige Luchse im Jura angesiedelt worden sind. Es sei ein «Hinweis auf den Verlust der genetischen Vielfalt innerhalb der Art in der Juraregion». Dieses spezifische Rudel wurde bisher nach der ersten Sichtung in Frankreich nur zweimal wieder gesehen: im Februar 2022 im Waadtländer Jura und im Oktober 2023 in La Chaux-du-Milieu.
Luchs könnte in der Region aussterben
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, müssen mehr Luchse in der Region angesiedelt werden. So soll nicht nur Inzucht vermieden werden, sondern auch das Aussterben der Art. Prêtre unterstützt diesen Vorstoss, denn er ist überzeugt: «Wenn nichts unternommen wird, könnte der Luchs im Juramassiv in den nächsten 30 Jahren aussterben».
Auch Zimmermann und die Kora-Stiftung sehen in der Idee eine mögliche Lösung – eine einfache Aufgabe ist es aber nicht. So brauche es unter anderem eine sorgfältige Vorbereitung, da man beispielsweise genau bestimmen muss, in welchen Gebieten es noch genug Platz für die Katzen hat. Zimmermann sagt dazu: «Diese Initiative muss unbedingt aus einer Einigung zwischen allen Interessengruppen hervorgehen.» (zun)