Spektakulärer Millionen-Raub in Genf
So wurde die Schweizer Museums-Bande überführt

Einer Bande, die 2019 ein Museum in Genf ausgeraubt hatte, wurde diese Woche der Prozess gemacht. Dabei kamen neue Details ans Licht, wie genau die Bande überführt wurde.
Publiziert: 20.01.2024 um 12:38 Uhr
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Louis A. (Bild) und sein älterer Bruder Stewart A. haben in Genf ein Museum überfallen.
Foto: Met Police

Der Coup dauerte weniger als eine Minute. Drei Männer raubten 2019 aus dem Museum der fernöstlichen Kunst in Genf Gegenstände im Wert von vier Millionen Franken. Darunter eine chinesische Vase aus der Ming-Dynastie (1368–1644). Ihr Wert: 2,25 Millionen Franken!

Diese Woche wurde der Bande in Genf der Prozess gemacht. Die beiden Brüder standen vor Gericht und wurden verurteilt. 3,5 Jahre Knast und Landesverweis. Der dritte Mann sitzt schon im Gefängnis, und zwar in Grossbritannien. 

Mit dem Bauch hängen geblieben

Bei dem Prozess in Genf wurde klar, wie die Bande vorging und überführt werden konnte. Die BBC hat die Tat nachgezeichnet: Es passiert in der Nacht vom 1. Juni 2019. Ein grauer Renault Koleos hält vor dem Museum für fernöstliche Kunst in Genf. Drei Männer mit Skimasken, dunkler Kleidung und Handschuhen steigen aus. Mit einer Säge schneiden sie ein Loch in die Türe, kriechen hindurch und stürmen zu den Vitrinen. Sie zerschlagen das Schutzglas und nehmen zwei Schüsseln und eine Vase an sich. Sie rennen zurück zum Auto und flüchten. 

Offenbar lief alles nach Plan. Die Bande hatte keine Spuren hinterlassen. Zumindest hatte sie das geglaubt. Denn: Einer der Männer war mit einem Bauch am Loch in der Türe hängengeblieben. Ermittler konnten DNA-Spuren finden. Eine Analyse ergab einen Treffer: Stewart A.*, ein Vater von fünf Kindern aus Greenwich im Südosten Londons, der als Handwerker arbeitete.

Jüngerer Bruder hatte das Museum ausgekundschaftet

Der Verdacht bestätigte sich. A. hatte einen Tag vor dem Einbruch einen Flug von London nach Genf gebucht. Ausserdem hatte er einen Renault gemietet, der auf die Beschreibung des Fahrzeugs vor dem Museum passte. 

Die Genfer Ermittler schlossen sich mit der Polizei in Grossbritannien kurz. Die Briten bekamen Aufnahmen der Überwachungskamera zu sehen. Auf einer Aufnahme, die am Tag vor dem Raub entstand, tauchte ein Mann auf, der die Umgebung offenbar auskundschaftete. Und die Ermittler aus Grossbritannien erkannten ihn sofort. Es war Louis A., der jüngere Bruder von Stewart A.

Er wollte nur seinem Bruder helfen

Schliesslich überführte die Polizei die Brüder mit einer verdeckten Aktion. Als die Vase zum Kauf angeboten wurde, gab sich ein Polizist als Käufer aus und bot 450’000 Pfund, was rund einer halben Million Franken entspricht. Als der Hehler die Vase in einem Hotel im Zentrum Londons am 15. Oktober 2019 übergeben wollte, klickten die Handschellen. Die Räuber hatten die Vase in einer Sporttasche versteckt. 

Die Brüder wurden 2022 an die Schweiz ausgeliefert. Beim Prozess in Genf am Montag erklärte Louis A., dass er gar nicht gewusst habe, worum es bei dem Raub geht. Er habe nur «eine Schuld begleichen» müssen. Sein älterer Bruder gab an, dass er seinem jüngeren Bruder nur habe helfen wollen. Sie seien nicht die Köpfe hinter dem Raub gewesen. Doch die Beweise sprechen laut Gericht gegen die Brüder. Sie wurden verurteilt. 

Bis heute fehlt von einem der gestohlenen Artefakte, ein Weinbecher mit Hühnermalerei, jede Spur. (jmh)

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