Macht, Kriminalität, ständiges Katz- und Mausspiel mit den Behörden. Der Remmo-Clan gilt als eine der grössten kriminellen Familien Deutschlands. Im November 2019 drangen mehrere vermummte Täter ins Dresdner Residenzschloss «Grünes Gewölbe» ein und klauten Kunstobjekte sowie wertvolle Juwelen – bestückt mit insgesamt 4300 Diamanten. Der Wert wird auf mindestens 113,8 Millionen Euro geschätzt.
2020 konnte die Polizei sechs Remmos festnehmen. Vor sechs Monaten fand der Prozess statt. Vier Männer kassierten Haftstrafen, einer wurde freigesprochen. Nun kommt heraus: Der Freistaat Sachsen scheiterte mit seiner Beschwerde gegen die hohen Kosten für die Pflichtverteidiger der Remmos, wie «Bild» berichtet.
Steuerzahler müssen blechen
Das bedeutet: Die Steuerzahlen Sachsens müssen für die Summe aufkommen. Diese berechnet sich aus dem Wert der gestohlenen Juwelen. Und der Betrag hat es in sich: Den zwölf Remmo-Anwälten stehen je rund 120'000 Euro zu. Das heisst: Insgesamt muss Sachsen den Remmos 3'842'376 Euro zahlen.
In Verfahren, in denen es um Haftstrafen geht, stehen Angeklagten in Deutschland Pflichtverteidiger zu. Bei grösseren Prozessen werden unter Umständen sogar zwei aufgeboten.
Geld für Spesen und Logie gibts obendrauf
Übrigens: Kosten für Spesen und Hotelübernachtungen bekommen die Juristen extra bezahlt. Der Rechtsexperte Gerhard Rahn (50) erklärt gegenüber «Bild»: «Die Remmos sind formal die Empfänger des Geldes. Sie müssen damit ihre Anwälte bezahlen. Der Freistaat kann es als Schadensersatz für fehlende Juwelen nicht pfänden, weil es Abtretungen an die Verteidiger geben wird.» In einem weiteren Zivilprozess will Sachsen nun um Schadensersatz kämpfen.
Die jüngste Entwicklung ist nur eine der vielen Eskapaden rund um den Remmo-Clan. Bereits die vergleichsweise milden Strafen sorgten für einen Aufschrei in der deutschen Öffentlichkeit. Denn: Vor einem Jahr handelten die Anwälte der Bande einen Deal mit der Justiz aus. Für die Rückgabe einiger Schmuckstücke und ein Geständnis erhalten die Beschuldigten geringere Strafen. Das Dresdner Landgericht verurteilte die vier Männer im Mai zu Haftstrafen zwischen vier und sechs Jahren.
Die wertvollsten Juwelen sind derweil immer noch verschwunden. Die Epaulette mit dem Sächsischen Weissen und die grosse Brustschleife der Königin Amalie Auguste sowie das Collier der Königin und die Knöpfe fehlen. Aufgeben will die Polizei nicht: «Wir suchen die Schmuckstücke so lange weiter, bis wir das letzte Juwel gefunden haben», sagte der Polizeipräsident Lutz Rodig (60) zu «Bild». (ene)