Wer verliert, wird verprügelt
Schüler spielen auf Pausenplatz brutale Spiele aus «Squid Game» nach

Bereits Primarschüler kennen die gewalttätige Netflix-Serie «Squid Game» – und spielten in Dietikon ZH und Lausanne die tödlichen Kinderspiele nach. Die Pausenaufsicht konnte eine Massenschlägerei unter den Kindern kaum stoppen.
Publiziert: 05.11.2021 um 15:40 Uhr
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Sie ist schauerlich, brutal und unglaublich beliebt! Die Serie «Squid Game» hat Netflix zu einem Millionengewinn verholfen.
Foto: imago images/ZUMA Wire

In der brutalen Erfogs-Serie «Squid Game» aus Südkorea spielen hochverschuldete Männer und Frauen bei simplen Kinderspielen um einen Millionengewinn. Doch wer verliert, stirbt. So erschiesst beim «Ziitigläsis» ein puppenhafter Roboter all jene zielgenau, die sich beim Umdrehen noch bewegen. Oder das Verlierer-Team stürzt beim Seilziehen in den Tod.

Offenbar kennen auch schon Primarschüler die brutalen und blutigen Bilder aus «Squid Game». Die Serie inspirierte sie, das Spiel nachzuspielen. Wer verliert, wird verprügelt. In Dietikon ZH musste die Pausenaufsicht ein Spiel stoppen, bei dem es zu einer «unschönen Szene» kam, berichtet der «Tages-Anzeiger».

Es kam zu Schlägen

Ende Oktober erhielten die Eltern der Primarschüler vom Schulhaus Stierenmatt einen Brief. Darin stand, es sei während einer 10-Uhr-Pause zu einer «unschönen Szene» gekommen. Zum Glück sei kein Kind «ernsthaft verletzt» worden.

Einige Kinder der 1. bis 4. Klasse hatten eine Szene aus «Squid Game» nachgespielt. «Beim zunächst harmlosen Pausenplatzspiel ging es darum, die Verlierer zu verprügeln», heisst es im Elternbrief. Die Pausenaufsicht habe «nur mit Mühe» durchgreifen können – weil so viele Kinder beteiligt waren.

Laut Eltern, die mit dem «Tages-Anzeiger» gesprochen hatten, habe es durchaus ein paar Schläge gegeben. Die Schule habe aber gut reagiert. Die Kinder wurden in den Klassen und in einer Vollversammlung ermahnt, dass solche Spiele nicht toleriert würden.

In drei Lausanner Schulen dasselbe Problem

Auch in Lausanne haben drei Schulen wegen «Squid Game»-Pausenplatzspielen einen Brief verschickt. Laut dem Bildungsdepartement des Kantons Waadt würden Fünft- und Sechstklässler und teilweise auch jüngere Schüler die Serie bereits kennen.

Über die Szenen in «Squid Game» steht im Brief: «Diese Bilder können Erwachsene und Kinder schockieren.» Einige Schüler hätten in der Pause die brutale Version dieser Spiele nachgespielt, andere Schüler hätten sich gegenüber Erwachsenen erschüttert über die Szenen aus der Serie geäussert. Das Waadtländer Bildungsdepartement bittet die Eltern, ihre Kinder vor solchen Inhalten zu schützen oder mit ihnen darüber zu sprechen.

Konstruktiver Umgang mit der Serie gefordert

In Dietikon hat die Schulsozialarbeit inzwischen ein ausführliches Dokument zum Thema «Squid Game» an alle Mitarbeitenden der Schule verschickt, berichtet der «Tages-Anzeiger». Es enthält Tipps für Lehrpersonen und Eltern und plädiert für einen konstruktiven Umgang.

So könnten Eltern die Serie zusammen mit ihren Kindern schauen, und in der Klasse könne anhand von «Squid Game» über Ungleichheiten und Auswirkungen des Kapitalismus diskutiert werden. (ct)

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