Im Skisportgebiet Sattel-Hochstuckli stehen die Lifte still. Die Region an der Grenze zwischen den Kantonen Zug und Schwyz ist das vom Schneemangel am meisten betroffene Gebiet, das Blick besucht. Einzig die Drehgondelbahn vom Tal auf 1600 Meter über Meer läuft auf Hochtouren. Am Kinderhang deutet ein weisses Schneeband an, dass eigentlich Winter ist. Ansonsten ist die Gegend grün. Drei Pistenfahrzeuge stehen etwas verloren in der Gegend.
In dem mittelgrossen Skisportort mit Sicht auf den Aegerisee und den Grossen Mythen ist trotzdem erstaunlich viel los. Die Restaurants sind voll, viele Menschen flanieren auf den Wanderwegen. Wie hat die Destination rund um den kleinen Berg das nur geschafft? Braucht es hier gar keinen Schnee mehr?
Seit zehn Jahren mehr Umsatz im Sommer
«Wir haben viel zu bieten, aber auf den Schnee können wir noch nicht ganz verzichten», sagt Touristik-Urgestein Pirmin Moser (66), seit langem beim Unternehmen Sattel-Hochstuckli AG mit dabei. Heute ist der Pensionär als Verwaltungsrat noch immer eine wichtige Stimme. Er sagt zur aktuellen Situation: «Wir haben vor 30 Jahren, nach den schneearmen Jahren Ende der 80er, bereits einen Kurswechsel auf Ganzjahresbetrieb mit Schwerpunkt Sommer beschlossen. Seit zehn Jahren machen wir mehr Umsatz in der Zeit ohne Schnee. Doch ein guter Skitag bringt immer noch am meisten zahlende Gäste.»
Zu lange geregnet
Die aktuelle Situation am Berg ohne Schnee tut darum weh. Simon Bissig (34), Geschäftsführer der Sattel-Hochstuckli AG: «Wir haben im Dezember gute Pisten im Bereich Engelstock sowie in unserem für Skianfänger wichtigen Rondos Lern- und Spassland hingekriegt. Dadurch konnten wir die Skisaison eingeschränkt eröffnen. Jetzt hat es zu lange geregnet. Unsere Investition ist wortwörtlich den Berg hinuntergeflossen.»
Auch wenn in dem Gebiet eine moderne Beschneiungsanlage steht – wenn es zu warm und zu feucht ist, kann man keinen maschinellen Schnee produzieren. Statt für schöne Pisten arbeiten jetzt die Angestellten an der Sommerrodelbahn. Mit Bürsten und Tüchern trocknen sie den Edelstahlkanal, damit die Bremsen sicher funktionieren. Dazu hat es als Attraktion eine Hängebrücke und Winterwanderwege.
Wie vor 30 Jahren
«Wir beschäftigen 80 Angestellte und sind hier der grösste Arbeitgeber», sagt Pirmin Moser. «Wir sind wieder in der gleichen Situation wie vor 30 Jahren, es braucht einen Effort. Wir müssen herausfinden, wie wir als Touristikort die Existenz für weitere 30 Jahre sichern.»
Weniger hart hat es den Wintersportort Flumserberg SG getroffen. 22 von insgesamt 65 Pistenkilometern sind geöffnet. Der Unterschied zu Sattel-Hochstuckli: Statt 1600 Metern liegt die St. Galler Konkurrenz 2222 Meter über Meer. «Die Bedingungen sind sehr gut», sagt Katja Wildhaber (41) von der Geschäftsleitung der Bergbahnen. Auch wenn sie im Interview nachschiebt: «Mal schauen, wie es sich weiterentwickelt.»
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Hoch über dem Walensee hat man ebenfalls bereits für Alternativen zu Pistenkilometern gesorgt. «Es gibt eine Kletterfarm, eine Hüpfburg, eine Märli-Ecke, Pilates und Yoga auf 2000 Metern. Und alles ist in der Tageskarte inbegriffen», sagt Wildhaber. Wem die Kunstschneepisten zu holprig sind, kann vom zusätzlichen Angebot profitieren: «Bis am 1. Januar bieten wir unser Alpaka- und Ziegen-Trekking an», sagt Bauer und Beschneiungsspezialist Sepp Beeler (27).
Restaurants gut besucht
Auch Maik Kunz (48), zuständig für die Verpflegung auf den Flumsis, hat trotz knappem Schnee noch Hoffnung: «Alle 134 Mitarbeitenden aus 14 Ländern sind angereist. Die Restaurants sind gut besucht. Kommt jetzt gutes Wetter, läuft das Geschäft.» Er kann dem milden Wetter auch Positives abgewinnen: «Wenn die Leute weniger Ski fahren, geben sie vielleicht mehr Geld in Restaurants aus.»
Fast sorglos geben sich die Skigebiete in grosser Höhe. Sie können vom Schneemangel der tiefergelegenen Skisportregionen fast schon profitieren. In Arosa GR beginnt der Spass bei 1800 Metern. «Wir sind noch immer ein Winterparadies. Alles ist weiss», sagt Tourismusdirektor Roland Schuler (43). Wir spüren den Schneemangel schon, aber ein Problem ist es noch nicht. Die Buchungszahlen sind sehr gut.»
Stefan Reichmuth (48) von den Bergbahnen Arosa-Lenzerheide betont denn auch die grosse Bedeutung der technischen Beschneiung. Er sagt: «Es geht nicht mehr ohne. Nur so haben wir Planungssicherheit und können das Gebiet pünktlich öffnen und die Saison bis Mitte April durchziehen.
Eine kleine Wolke schwebt über Reichmuths Gemüt, als er vom Schlitteln spricht: «Die Bahn ist leider noch zu, es hat zu wenig Schnee.» Er wünsche sich jetzt sogar als Aroser, dass Frau Holle endlich mal die Kissen ausschüttelt.