Wegen Krankenhaus-Sterben in Deutschland
Tausende Deutsche strömen in Schweizer Spitäler

In Deutschland machen immer mehr Spitäler dicht. Aus diesem Grund lassen sich jährlich Tausende Deutsche in der Schweiz behandeln. Schweizer Krankenkassen wäre es umgekehrt lieber.
Publiziert: 16.08.2024 um 14:51 Uhr
|
Aktualisiert: 16.08.2024 um 14:57 Uhr
1/10
Viele Deutschen reisen für einen Spitalaufenthalt in die Schweiz.
Foto: Keystone
Angela_Rosser_Journalistin NewsDesk_Ringier AG_2-Bearbeitet.jpg
Angela RosserJournalistin News

Auf der deutschen Seite an der Grenze zwischen dem Bodensee und Basel verschwinden immer mehr Spitäler. Seit 2017 mussten von sieben Spitälern bereits drei schliessen. Zwei machen in Bälde dicht und weitere zwei weichen einem Neubau.

Für die Menschen in Grenznähe liegt es daher nahe, sich in der Schweiz behandeln zu lassen. Zumal sie das, wenn sie eine entsprechende Versicherung abgeschlossen haben, nicht einmal mehr kostet, wie der «Südkurier» berichtet.

Deutsche Spitäler verschwinden

Ennet der Grenze am Hochrhein gibt es aktuell noch das Klinikum Hochrhein in Waldshut, das bald einem Neubau weicht, zwei Spitäler in Lörrach und eines in Schopfheim, die 2025 zu einer Zentralklinik zusammengeführt werden. In der Schweiz sieht es mit der Spitalsituation anders aus.

Auf der Schweizer Seite des Rheins gibt es in Basel, dem Baselbiet, im Fricktal, Rheinfelden und Laufenburg diverse Spitäler. Auch im Bezirk Zurzach im Kanton Aargau gibt es ein Spital und Schaffhausen hat ein Kantonsspital.

Mehr als zehn Prozent deutsche Patienten

Darum pilgern jährlich Tausende von deutschen Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern über die Grenze in eines dieser Gesundheitszentren. Wie aktuelle Zahlen zeigen, machte der Anteil an Patientinnen und Patienten aus Deutschland in den fricktalischen Spitälern Rheinfelden und Laufenburg 2023 rund 12 Prozent aus. Von 9335 zu behandelnden Personen waren 1039 deutscher Herkunft.

In Leuggern lag der Durchschnitt in den letzten Jahren bei 16 Prozent, wie Oliver Blum, Leiter Marketing & Kommunikation, erklärt. In Schaffhausen liessen sich insgesamt 3500 deutsche Patientinnen und Patienten behandeln, 3000 davon ambulant. In den letzten Jahren ist die Zahl hier relativ stabil geblieben. Im Gesundheitszentrum Fricktal (GZF) steigt die Kurve aber stetig, heisst es beim GZF auf Anfrage von Blick.

Die Schweizer Spitäler scheinen besonders bei werdenden Müttern beliebt zu sein. Im Spital Leuggern betrug der Anteil an Müttern aus Deutschland, die für eine Entbindung hospitalisiert waren, 40 Prozent. Auch in der Frauenklinik Rheinfelden kamen letztes Jahr 430 Babys zur Welt. Etwa ein Viertel der Frauen, also 105, kamen aus Deutschland. «Deutsche Patientinnen und Patienten suchen das GZF aufgrund von ganz unterschiedlichen Beschwerden oder Erkrankungen auf, somit ist deren Verteilung über alle Kliniken und Fachbereiche breit abgestützt», sagt GZF-Sprecherin Gina Wigger.

Versicherung und Kostenübernahme

Wer sich in einem Schweizer Spital behandeln lassen will, muss entweder bei einer Schweizer Krankenkasse versichert sein oder über eine Zusatzabdeckung für die Schweiz verfügen. Ohne Zusatzabdeckung muss die Behandlung vorhergehend mit der deutschen Kasse über eine Kostengutsprache geklärt werden. Für Geburten in der Schweiz gibt es Kassen, die das abdecken.

Wie Sibylle Augsburger Hess, Senior Manager Branding, Kommunikation und Marketing beim GZF, erklärt, sei die Kostenübernahme insbesondere für Grenzgängerinnen und Grenzgänger problemlos. Diese können auch ihre Familienangehörigen, die nicht in der Schweiz erwerbstätig sind, in der Schweiz versichern lassen. An Spitalplätzen mangle es aber auch trotz des Zuwachses nicht.

Für Schweizer Krankenkassen wäre es wünschenswert, wenn sich Schweizer Patientinnen und Patienten im Gegenzug in Deutschland behandeln lassen würden, um Kosten zu sparen. Wie der «Südkurier» aber schreibt, habe sich das bisher nicht durchgesetzt. Die Zahl der Schweizer Patientinnen und Patienten im Reha-Klinikum in Bad Säckingen zum Beispiel lasse sich «an einer Hand abzählen», erklärt Simone Calabrese, Bereichsleiterin Unternehmensentwicklung und Organisation.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?